Priusfreunde.de

Drakon schrieb:
Ich muss hier zustimmen, der Deutsche Geschmack ist einfach "VIEL PS!!!!111"
...
Dann wiederum, wenn die Leute 122 PS hören, ist es ja dann oft vorbei. Leider, denn wer ihn gefahren hat, weiß das die PS mal so gar nichts über die Leistung eines Autos aussagen.



Wir Priusfahrer müssen uns aber fairerweise auch fragen, wie oft wir denn den Vergleich mit anderen Autos haben - ich habe mich wie meine Mitforisten auch an die Fahrleistungen des Prius gewöhnt und empfinde sie meistens als absolut ausreichend, bis man dann mal in ein anderes Auto steigt - nur im direkten Vergleich wird deutlich, dass die Kritik an den Fahrleistungen durchaus nachvollziehbar ist.

Ich bin in den letzten Monaten Mini, 2er BMW (Diesel), Ford Mondeo (Benziner), einen Chrysler Pacifica (7-Sitziger Van, Benziner) und das E-Auto i3 gefahren, und so unterschiedlich diese Fahrzeuge sind, im Vergleich zum Prius fahren sie sich ALLE nun mal extrem spritzig, sprechen viel direkter aufs Gas an, haben (bis auf den Mini) eine hervorragende Geräuschdämmung und wirken beim Anfahren und beim Durchzug völlig unaufgeregt. Und es hat nichts mit Rasen oder PS-Protzerei zu tun, sondern ist einfach angenehm komfortabel und sicher, wenn selbst ein schwerer Van leichtfüßig losschwebt und beim Überholen souverän durchzieht.

Und das mag auch ein Grund für den bescheidenen Erfolg des P4 sein: lässt man mal das Hybrid/Umwelt/Technikpionier-Argument weg und vergleicht den Prius ganz nüchtern mit anderen, aktuellen Autos, dann ist er relativ lahm und bietet wenig Fahrdynamik.

Auch die von mir selbst oft angeführten Pro-Argumente wie leises Anfahren oder ruckelfreies/ schaltfreies Beschleunigen relativieren sich zunehmend: der mit Technik vollgestopfte Chrysler Van war ebenso wie der Mondeo (beide Automatik) im Stand und bei niedrigem Tempo nahezu unhörbar, die 9 Gang Automatik des Chryslers völlig unauffällig, Schaltvorgänge im Normalbetrieb weder hör- noch spürbar. Beide Fahrzeuge verbrauchten im Schnitt (Stadt- Land- Autobahn) unter 10 L Benzin, also etwa das doppelte des Prius. Der Mondeo war dafür halt extrem stark motorisiert, der Van mit 5 Leuten und 5 Koffern voll beladen, keines des Autos habe ich irgendwie "sparsam" bewegt, sondern eher zügig.

Der i3 war ein Erlebnis für sich, die Rekupation nervt extrem, weil ein Lupfen des Gaspedals sofort einen starken Bremseffekt zur Folge hat. Das erfordert Umgewöhnung, ansonsten hat man ein schnelles, lautloses E-Auto.

Ich schreibe all diese Erfahrungen hier, weil ich inzwischen durchaus Verständnis entwickeln kann für Leute, die sich ganz bewusst GEGEN einen Prius entscheiden. Die Alternativen sind zahlreicher als noch vor 10 Jahren, moderne Benziner sind praktisch genauso leise wie der Prius (bei höherem Tempo sogar deutlich leiser, da besser gedämmt), die Automatikgetriebe vermitteln ein ähnlich "stufenloses" Fahrgefühl wie der Prius, die Verbräuche sind natürlich höher, aber eben nicht mehr um Welten.

Trotz all dieser Punkte werde ich als staugeplagter Vielfahrer den P4 im Auge behalten und mich weiterhin an meinem P3 freuen, aber gerade Durchschnitts- und Normalfahrer haben immer weniger Gründe, ausgerechnet einen Prius zu fahren.

polent schrieb:
Jeder der denkt, dass der P4 ein Verkaufsflop ist, empfehle ich einmal nach London zu fahren.

Vielleicht wird er dort massiv gefördert? In Norwegen fahren aus diesem Grund unzählige P3 rum. In den USA sieht man den P4 hin und wieder, in US-Großstädten habe ich einen etwa jeden 2. Tag gesehen, dafür fuhren da aber P2 und P3 herum wie bei uns der Golf.

Das mit den Verbräuchen sehe ich ein wenig anders, in die sparsame Liga des Toyotas, sparsam bewegt natürlich, wird sich ein zahm bewegtes anderes Auto kaum hineinfahren können. Das sind dann für mich schon Welten. Vielleicht nicht alle in dem Auseinanderklaffen von ungefähr dem Doppelten angesiedelt aber doch ein gutes, auch finanziell spürbares Stück vom Prius entfernt.

Lässt man diese Spritbetrachtung mal ausser Acht, was könnten andere Gründe für seinen Erwerb sein? Zuverlässigkeit, Pannenfreiheit, geringe Wartungskosten durch geringen Verschleiss. Geringe KFZ-Steuer, die vielleicht noch eine Bonuszahlung wegen Schadstoffarmut bei der Verrechnung mit der kommenden Mautgebühr mitsichbringt. Freie Fahrt auf lange Sicht überallhin in verkehrspolitisch zukünftig ungewissen Zeiten. Vielleicht, ich setze auf all dies.

Und zu guter letzt, die Erfüllung der Sehnsucht nach der Andersartigkeit, die hier schon oft diskutiert wurde.
Diese scheinen jedoch nicht viele zu verspüren, was mir widerum gefällt....

Wisedrum

Halbstark schrieb:

...
Und das mag auch ein Grund für den bescheidenen Erfolg des P4 sein: lässt man mal das Hybrid/Umwelt/Technikpionier-Argument weg und vergleicht den Prius ganz nüchtern mit anderen, aktuellen Autos, dann ist er relativ lahm und bietet wenig Fahrdynamik.
...


Die Argumentation überzeugt mich insgesamt überhaupt nicht!
Ich zB habe schon viele andere Fahrzeuge gefahren und fahre neben dem Prius (II!) einen MX 5.

Es stimmt einfach nicht, daß ein Prius lahm und anfahrschwach und laut ist, selbst der II-er nicht.
Es ist einfach ein anderes Fahrgefühl, weil die Relation zwischen Motorgeräusch und Beschleunigung anders als in konventionell angetriebenen Fahrzeugen ist. Daran muß man sich erst gewöhnen.

Und welcher Priusfahrer hat zB nicht Spaß daran, an der Ampel "Fahrdynamik" zu präsentieren und die PS-Protze nebendran alt aussehen zu lassen?!

Gruß!
JoAHa

1. Mit dem Prius kannst du keinen einzigen "PS-Protz" (was immer das ist) alt aussehen lassen. Das mag dir so vorkommen, weil du natürlich der Schnellste bist, wenn du an einer Ampel Vollgas gibst, während das kein anderer tut.

2. Ich weiß nicht, welches Bj. dein MX 5 hat, aber wenn das ein neues Modell ist, und er nicht schneller als dein Prius ist, würde ich die Werkstatt aufsuchen

3. Der Prius ist nachweislich (und hörbar) schlechter gedämmt als andere Fahrzeuge, vermutlich aus Kosten- und Gewichtsgründen. Nicht umsonst klappern die Türen der Vorgänger so blechern, nicht umsonst gibt es hier in diesen Foren zahlreiche Diskussionen über bessere Geräuschdämmung. Ein moderner Benziner ist im Stand und beim Anfahren praktisch nicht zu hören. Das mag nicht für sportliche PKW wie den MX 5 gelten, für die mit dem Prius vergleichbaren Fahrzeuge aber sehr wohl.

Mir geht's nicht darum, den Prius schlecht zu machen (ich fahre meinen sehr sehr gerne), sondern darum, mal die Priusbrille abzunehmen und im Vergleich zu anderen, aktuellen Benzinern zu sehen. Und da sind seine Vorteile nicht mehr so deutlich, wie dies noch zu Zeiten des P2 war.

Halbstark schrieb:
Vielleicht wird er dort massiv gefördert?
Nein, dessen Emissionen sind gering genug (zumindest in den Ausstattungen mit 15", die ist mit 70g CO2 angegeben, die Grenze liegt bei 75g, (17" ist mit 76 angegeben, das ist schon wieder raus)) das er um die Congestion Charge von 11,50 Pfund pro Tag rumkommt. Das nennt sich dann Ultra Low Emission Discount (ULED)

Demnach wird er gefördert. 11,50 Pfund sind so knapp 14 Euro. Pro Tag!

Ich bin jetzt 3 Jahre ein Prius III Exec gefahren (ca. 80 000 km) und bin über die Hybridtechnologie nur begeistert. Diese Autos haben aus mir einen anderen Autofahrer gemacht - was vor allem meine Frau freut! Den Prius III bin ich im Schnitt mit 4,8 Liter gefahren (beim Tanken gemessen), im Winter etwas mehr. Seit einigen Monaten fahre ich einen Prius IV. Ihn fahre ich jetzt mit 4,1 Liter und jetzt, wo es etwas wärmer wird mit manchmal unter 4 Liter. Fahrwerk viel besser als beim Prius III, liegt besser auf der Strasse und nimmt die Kurven besser. Die 16 PS weniger merkt man nicht. Sehr schön abgestimmt alles. Ausstattung mit Adaptivem Radartempomat, Spurassistent, Toter Winkelassistent usw. erstklassig (in der comfort version). Design wie schon gesagt wurde, polarisierend, stört mich aber nicht. Mir gefällt er. Sieht sportlicher aus wie der PIII. Funktioniert alles tadellos und ist eine Freude zu fahren und das noch günstiger wie der PIII. Ich finde die Leute sollte einfach mehr Probe fahren und sich selbst informieren, statt Berichte zu lesen. Aus meiner Sicht ein tolles, gelungenes Auto, das ich jedem empfehlen kann.

Servus.

ringerarmin schrieb:
Ich finde die Leute sollte einfach mehr Probe fahren und sich selbst informieren, statt Berichte zu lesen. Aus meiner Sicht ein tolles, gelungenes Auto, das ich jedem empfehlen kann.
Selber Fahren, statt Berichte zu lesen und zwar völlig egal ob sie pro oder contra sind, ist grundsätzlich immer besser.
Daß er sich toll fährt und die Technik weiter entwickelt wurde, das bestreitet wohl auch keiner.
Das eigentliche Problem für viele ist eher, so nach Berichten von FTHs und meiner Einschätzung, das Aussehen außen und/oder innen.
Dazu kommt m.M.n. der Preis und der Umstand, daß es für weniger Geld gute Alternativen (Yaris, Auris 2, Auris 2 TS sowie CH-R jew. als HSD) gibt.

Mir persönlich ist auch das Aussehen des Fahrzeugs wichtig.
Ich persönlich möchte kein Auto vor der Türe stehen haben, bei dem ich jedes Mal die Krise bekomme, wenn ich zu dem Auto laufe und am liebsten gleich wieder aussteigen möchte, wenn ich drinnen sitze. Da kann sich der Wagen noch so toll fahren. *schulterzuck*

Es ist aber auch völlig legitim, wenn andere den Wagen schön finden oder über das Aussehen hinweg sehen, weil ihnen die technische Seite weit wichtiger ist. Geschmack ist nun einmal verschieden, ebenso die persönlichen Anforderungen.


Grüße ~Shar~ (der mit seinem P3 und drei Leuten an Bord, letztens lt. BC mit 3,5l/100km BAB/Land/Stadt-gemischt unterwegs war, ganz ohne zu schleichen)

Ich bin den P4 ausgiebig probegefahren und war vor allem von dem im Vergleich zum P3 (mit 15 Zöllern) viel besseren Fahrwerk begeistert.
Von den Fahrleistungen hingegen war ich eher enttäuscht, vor allem, als ich auf die Autobahn auffuhr. Da fühlte sich der P4 sogar ein bisschen zäher an, als der P3, wobei das vielleicht nur Einbildung ist. Trotzdem: ein neues Modell mit exakt den gleichen oder (auf dem Papier sogar) geringeren Fahrleistungen - nun gut.

Letztlich kann der P4 zweifellos alles ein bisschen besser als der P3, dafür fallen Schiebedach, Solarzellendach, Festplatten-CD-Rekorder und die Mittelkonsole aber leider weg.

Was mir fehlt, ist a) das Killerkriterium, das "Must Have" und b) die Notwendigkeit, den P3 zu ersetzen. Hier ist die Stärke von Toyota gleichzeitig eine Schwäche: dat Teil läuft einfach, und im Gegensatz zu so machem "Premiumfahrer" plagt mich auch nicht die Sorge, dass bei 140.000 KM der Zahnriemen reißt oder das Getriebe aufgibt

also der iQ meiner tochter ist zwei jahre jünger und 5 jahre moderner als der prius 2 und der ist wirklich lahm.

natürlich sind fast alle autos heute schneller auf 100 als der prius, aber kaum einer ist dabei so unauffällig und narrensicher, dass man es auch abrufen könnte. erst vor ein paar tagen überholte mich ein bmw 120d bei unsicherer verkehrslage und langsam dichter werdendem verkehr. an der nächsten ampel gibt es eine kurze "zweitspur", die für mich frei war. ich hatte keinerlei mühe mit diesem agilitätswunder, sondern mehrere längen vorsprung...

kurzer schrieb:

...
ich hatte keinerlei mühe mit diesem agilitätswunder, sondern mehrere längen vorsprung...

Meine alltägliche Erfahrung!
Wenigstens einer, der mich versteht!

... und Prius fahren kann

Gruß!
JoAHa

Shar schrieb:

Dazu kommt m.M.n. der Preis und der Umstand, daß es für weniger Geld gute Alternativen (Yaris, Auris 2, Auris 2 TS sowie CH-R jew. als HSD) gibt.

Da hast du zwar ein Stück weit recht, aber diese Autos sprechen unterschiedliche Schichten an. Mir hätte ein Auris auch genügt, aber erstens war der Platz hinten wesentlich knapper als beim Prius und zweitens hat mich die analoge Geschwindigkeitsanzeige gestört, bei der man die wichtigen 50 km/h nur ahnen konnte. Inzwischen wird die Geschwindigkeit zwar auch digital im Mitteldisplay angezeigt, für mich aber viel zu mickrig. Der Yaris taugt allenfalls als Zweitauto und der neue C-HR sieht zwar sehr gut aus, aber bei einer Probefahrt fühlte ich mich unwohl und unkomfortabel im Vergleich zum P4. Klar - die sind alle günstiger zu haben, aber ich glaube, wenn jemand einfach ein günstiges Auto haben möchte, dann wird er eher einen Koreaner oder etwas aus Osteuropa kaufen. Dass er dann schon wieder ein neues Auto braucht, wenn meiner noch noch nicht mal Halbzeit hat, relativiert die Kosten dann auch wieder etwas.

Halbstark schrieb:
Hier ist die Stärke von Toyota gleichzeitig eine Schwäche: dat Teil läuft einfach, und im Gegensatz zu so machem "Premiumfahrer" plagt mich auch nicht die Sorge, dass bei 140.000 KM der Zahnriemen reißt oder das Getriebe aufgibt

Gut, der Zahnriemen muss wegen der Steuerkette des P4 nicht gewechselt werden. Ob dieser bei einem damit betriebenen Auto ungünstigenfalls reisst, liegt stark in der Hand des Besitzers, wenn er aus Kostengründen nicht turnusgerecht austauscht, sondern pokert.

Warum sollten Getriebe bei anderen Autos bei 140.000km den Getriebetod erleiden, wenn der Fahrer eine gewisse Sorgfalt im Umgang mit ihnen an den Tag legt und das altbekannte 'Zähneputzen' vermeidet?

Wisedrum

HansRoger schrieb:
Dass er dann schon wieder ein neues Auto braucht, wenn meiner noch noch nicht mal Halbzeit hat, relativiert die Kosten dann auch wieder etwas.

Das ist sehr vernünftig, aber manchmal wechseln Menschen ihr Auto einfach, um mal was anderes zu haben.
Wenn man mal so ins Strassenbild schaut, sieht man auch z.B. noch einige ältere Fiat (die Fehler in allen Teilen). Für mich ein Indiz, dass mit angemessener Wartung und Instandhaltung auch vermeintlich Minderwertige Autos lange leben können und entsprechend eine wirtschaftlich gute Gesamtbilanz erzeugen.