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Der kalifornische Hersteller Tesla schreibt mit seinen Elektroautos und dem zugehörigen Mobilitätskonzept seit 2003 Automobilgeschichte.
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THEMA: Egons blauer Elektrojet
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#580414
Aw: Egons blauer Elektrojet 28.01.2020 23:15 - vor 4 Jahren, 2 Monaten  
Timico schrieb:
Mir erschließt sich nicht, warum man ein auf manuellem Wege zur vollsten Zufriedenheit funktionierendes Bauteil unbedingt elektrifizieren muss.
Bei Tesla entriegeln die Türen elektrisch, teilweise verriegeln sie auch so. Damit lassen sich beispielsweise Funktionen wie das automatische Öffnen der Türen bei Annäherung des Fahrers und freiem Umfeld realisieren. Das ist aber nur beim Model X konsequent umgesetzt, auch an den Vordertüren.

Tesla geht ganz eigene Wege, auch bei scheinbar banalen Funktionen. Ich kann es nur immer wieder betonen: Ein Tesla ist anders, die Unterschiede zu den Autos beliebiger Hersteller sehr viel größer als gemeinhin angenommen. Das erschließt sich nur nicht immer sofort.

Natürlich ist nicht alles zwangsläufig sinnvoll oder besser, nur weil es anders ist. Das meiste schon, aber an der einen oder anderen Stelle wäre die einfache konventionelle Lösung praktischer oder langlebiger. Die E-Türgriffe des Model S - beleuchtet, animiert und mit mehreren Mikroschaltern für verschiedene Funktionen - machen echt was her, sind aber genau so ein Punkt.

Grüße, Egon
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#580951
Aw: Egons blauer Elektrojet 31.01.2020 23:37 - vor 4 Jahren, 2 Monaten  
Heute habe ich ein halbes Stündchen in einem Elektronikmarkt verbracht auf der Suche nach einem WLAN-Stick mit einem Chipsatz, der von einem Linux-Kernel direkt erkannt wird (ndiswrapper ist einfach nix für schwache Nerven). Gar nicht so einfach, das steht nämlich nicht drauf. Aber es hat letztlich alles geklappt.

Auf dem Kundenparkplatz des Elektronikmarktes hängen zwei Typ 2-Wallboxen an der Wand, sogar mit angeschlagenem Kabel. Ich natürlich erfreut den Tesla mit dem Hintern zur Wand ausgerichtet und angesaftet. Die LEDs hinten beginnen grün zu blinken, alles Paletti.

Aber da schau her: Obwohl beide Wallboxen gut für je 22 kW (3 x 32 A) wären, gibt es nur etwas über 4 kW (3 x 6 A). Der Marktbetreiber hat sie gedrosselt, damit man nicht mehr als 4 kWh pro Einkaufsstunde saugen kann.



Autos mit einphasigem Bordlader erhalten hier sogar nur knapp 1,4 kW, Elektro-Gölfe immerhin noch das Doppelte.

Natürlich habe ich mich darüber nicht etwa geärgert, sondern mich gefreut, dass es überhaupt ein kostenfreies Ladeangebot für die Kunden des Hauses gibt. Aber die Drosselung unterstreicht einmal mehr, wie hoch die Strompreise in D sind.

Grüße, Egon
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Letzte Änderung: 01.02.2020 08:05 von Egon.Grund: Text ergänzt.
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#582697
Aw: Egons blauer Elektrojet 09.02.2020 23:24 - vor 4 Jahren, 2 Monaten  
Von allen Gründen, weshalb einer dieser dämlichen überentwickelten Türgriffe (siehe Video)




- youtu.be/SOSZwLzAWZ4


ausfallen oder teil-ausfallen kann, habe ich den teuersten erwischt. Wenn der Mikroschalter defekt ist, kostet die komplette Reparatur selbst bei Tesla "nur" 190 Euro. Auch wenn das Gussteil der Mechanik bricht, gibt es kostengünstigen Nachbau-Ersatz. Doch wenn der Piezo-Drücker nicht mehr funktioniert, wird es teuer.

Der ist als Einzelteil nicht lieferbar und es gibt keine Nachbauten. Meist ist er selbst gar nicht defekt, sondern sein ab Werk nahezu im rechten Winkel verlegtes Anschlusskabel. Weil das fast immer direkt vor dem steckerlosen Übergang in das verschweißte Gehäuse bricht, benötigt man die ganze Piezo-Einheit - die sich wie erwähnt nicht separat bestellen lässt.

Kein Wunder, dass Tesla das Türgriff-Design des Model S bereits mehrfach geändert hat. Ich habe Version 2 von 3 und bei der ist das noch so. Da die defekte Teil-Komponente also nicht separat lieferbar ist, wird eine komplette Griffeinheit benötigt. Die ist unerfreulich teuer. Ich habe mir ein Gebrauchtteil aus einem Unfallwagen besorgt, da ist man aber noch immer mit 250 Euro dabei - ohne Garantie. Der Austausch erfolgt demnächst und wird für jemanden, der das schon oft gemacht hat, eine gute Stunde dauern.

Übrigens: Die Türöffner der dritten Generation sind viel schöner beleuchtet und sollen nun mechanisch ausgereift sein. Ein Austausch ist aber ein extrem teurer Spaß und vor allem müssen sie im Gegensatz zu ihren Vorläufern mit den Bordsystemen softwaremäßig verheiratet werden. Das kann nur Tesla selbst, was es nicht billiger macht.

Möge sich jeder, dessen Auto mit simplen mechanischen Bügelgriffen ausgerüstet ist, an diesen erfreuen. Ich bin im allgemeinen ein großer Freund von den vielen oft verblüffend unkonventionellen Lösungen, mit denen Tesla aufwartet. Doch nicht alles, was anders ist, ist tatsächlich besser, sinnvoller oder langlebiger.

Grüße, Egon
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#582698
Aw: Egons blauer Elektrojet 09.02.2020 23:24 - vor 4 Jahren, 2 Monaten  
Da die heimische Garage hier nicht zur Verfügung steht, habe ich dem Tesla für die heutige Sturmnacht eine Übernachtung im hiesigen Bahnhofs-Parkhaus gegönnt. Das ist sehr beruhigend, Vollkasko hin oder her. Und es kostet nur 4 Euro inklusive Strom, wenn einer der Ladepunkte frei ist.

Die waren vorhin alle frei, deshalb darf er ausnahmsweise über Nacht dranhängen bleiben. So was mache ich sonst nicht (Lade-Etikette), aber Sonntag Nacht und angesichts der ungenutzten Ladepunkte kann ich es verantworten. Die Handy-Nummer liegt hinter der Scheibe, aber wahrscheinlich wird davon niemand Gebrauch machen.

Den Ladestrom habe ich auf dreiphasig 5 A gedrosselt, das sind ungefähr 3,5 kW. Wenn ich ihn morgen früh um 6:30 Uhr dort wieder raushole, müsste der SOC bei 90% liegen.

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#582738
Aw: Egons blauer Elektrojet 10.02.2020 08:54 - vor 4 Jahren, 2 Monaten  
Da ja sturmbedingt ein Großteil der Zugverbindungen gestrichen wurde, dürfte die Nachfrage nach Stellplätzen im Bahnhofsparkhaus nicht allzu groß ausfallen.

Die Sache mit den Türgriffen ist echt ärgerlich. Dass es auch technisch einfacher und dennoch vollversenkt geht, zeigt Tesla ja beim Model 3. Wobei dort ja die Bedienung anfangs sehr ungewohnt ist.
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Tesla M3 LR AWD - ab 8/2020
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#583216
Aw: Egons blauer Elektrojet 11.02.2020 18:04 - vor 4 Jahren, 2 Monaten  
Es hat alles geklappt. Als ich den Wagen 20 vor 7 geladen aus der öffentlichen Parkgarage gefahren habe, begann sich diese gerade erst zu füllen und alle anderen Ladeplätze waren noch frei.

Ein sicherer Stellplatz während des Sturms und über Nacht reichlich Kilowattstunden im Akku - tolle Sache und für 4 Euro ein Schnäppchen.

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#583217
Aw: Egons blauer Elektrojet 11.02.2020 18:04 - vor 4 Jahren, 2 Monaten  
Anschließend ging es zu einem Kunden, knappe 50 Kilometer Autobahn. Und jetzt darf ich mal wieder Tesla loben: Was die kalifornischen Weichware-Gurus aus der alten Autopilot-Sensorik der ersten Generation herausholen, ist ganz enorm.

Dabei versagt er in manch wenig problematischen Situationen, indem er sich beispielsweise an einer veralteten Straßenmarkierung oder einer regennassen Ausbesserungs-Fuge orientiert. Das passiert einem menschlichen Fahrer eher nicht. Und dann gibt es wieder Situationen, in denen er jedem Menschen deutlich überlegen ist.

Gestern zum Beispiel. Bei heftigsten Windböen von allen Seiten eierten vor und hinter mir die Autos nur so herum. Mein Tesla zog hingegen völlig unbeeindruckt seine Bahn. Der Autopilot regelte jede Abweichung derart schnell aus, dass die Fuhre mit höchstens minimalem Versatz stur in Spurmitte und auch bei ständig wechselnder Windrichtung mit konstanter Geschwindigkeit dahinrollte.

Versuchsweise deaktivierte ich Autosteer - und eierte selbst ein Stückchen über die Autobahn. So schnell wie der Rechenknecht kann man einfach nicht auf solche Böen reagieren. Zumal man bei einer Korrektur gerne ein überzogenes Lenkmanöver ausführt, das man dann gleich wieder in die Gegenrichtung korrigieren muss. Dem Autopiloten passiert das nicht.

Aber einen guten Spurhalteassistenten in Verbindung mit einem Radar-Tempomaten haben viele andere Autos auch. Teslas Autopilot ist mehr, was er an diesem Tag noch zwei weitere Male unter Beweis gestellt hat. Dazu mehr im nächsten Beitrag.

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#583218
Aw: Egons blauer Elektrojet 11.02.2020 18:04 - vor 4 Jahren, 2 Monaten  
Autobahn A6 Nähe Viernheimer Kreuz, dort sechsspurig ausgebaut mit einem engen Standstreifen. Auf diesem ein defekter LKW mit den linken Rädern genau auf der Linie. Sein Aufbau ragte einige Zehn Zentimeter in die rechte Fahrspur.

Der Tesla zeigte das im Display korrekt an: Der Laster ragte in meine Fahrbahn. Der Autopilot vollführte wie selbstverständlich einen dezenten Linksschwenk, um nach Umfahren des Hindernisses mit angemessenem Sicherheitsabstand elegant auf die Spurmitte zurückzukehren. Dabei geriet er nicht auf die Nachbarspur, deren Belegung er berücksichtigt hat und ebenfalls im Display korrekt darstellte. Besser kann man das nicht hinbekommen.

Später ist mir noch etwas viel Wilderes passiert:

Ich hatte auf der B3 in einer Ortsdurchfahrt im Stop&Go-Verkehr den Autopiloten als Stauassistenten aktiv. Als die Kolonne sich mal wieder in Bewegung setzte, fuhr von schräg links aus einer Hofeinfahrt zwischen parkenden Autos heraus ein Einheimischer mit quietschenden Reifen über die linke Fahrspur, um sich in die Kolonne auf der rechten Spur zu quetschen.

Ohne jede Vorwarnung, völlig ansatzlos und unvorhersehbar, von links durch den Gegenverkehr auf einer dicht befahrenen Straße. Das ist richtig gefährlich, mit einem derart riskanten Manöver rechnet nun wirklich niemand. Ich hab den echt erst gesehen, als er plötzlich da war.

Der Autopilot war da mehr auf Zack! Bevor ich überhaupt im Reflex den Fuß auf die Bremse bekam, hatte er bereits den Anker geworfen, mööpte lautstark und stellte sogar das Problem-Auto rot auf dem Display dar.

Ich weiß gar nicht, wie er den so früh entdecken konnte. Die AP1-Hardware hat keine seitlichen Kameras sondern nur Ultraschall-Sensoren mit ein paar Metern Reichweite. Aber er war trotzdem schneller - in diesem Fall die entscheidende Zehntelsekunde, sonst wäre eine leichte Kaltverformung nicht zu vermeiden gewesen.

Ich habe schon viel Negatives von meinem Tesla berichtet, aber gestern hat er mal wieder ein sehr überzeugende Vorstellung hingelegt, das muss ich schon sagen.

Morgen stehen 460 Kilometer auf dem Programm, A6, A8, A7, A96, voll beladen. Wenn es zeitlich reicht mache ich unterwegs bei einer auf Tesla spezialisierten freien Werkstatt Station und lasse ambulant den Türgriff reparieren, das sollte in einer Stunde erledigt sein.

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#583256
Aw: Egons blauer Elektrojet 11.02.2020 20:16 - vor 4 Jahren, 2 Monaten  
er spürt nunmal das du einen E-Golf als "Konkurrenz" in Erwägung ziehst...
Gulfoss
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#583718
Aw: Egons blauer Elektrojet 13.02.2020 22:27 - vor 4 Jahren, 2 Monaten  
Gestern habe ich eine Menge über Tesla und auch speziell über mein Auto gelernt. Ich konnte nämlich bei der Türgriff-Reparatur dabei sein und der Ausführende hatte nicht nur richtig Ahnung, sondern verfügte darüber hinaus über reichlich Hintergrundwissen.




Ich werde das auf mehrere Beiträge aufteilen, sonst wird es einfach zu lese-unfreundlich. Wer sich nicht für Details und Themen wie Tesla, Türgriffe und Tesla-Türgriffe interessiert, möge die nächsten Beiträge bitte überspringen.

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#583719
Aw: Egons blauer Elektrojet 13.02.2020 22:27 - vor 4 Jahren, 2 Monaten  
Im Lauf der Serienproduktion des Model S gab es noch sehr viel mehr Detailänderungen, Türgriff-Varianten und Problemstellen als ich es weiter oben bereits beschrieben hatte. Tesla-typisch lässt sich für die meisten dieser Änderungen kein exakter Zeitpunkt benennen, weil sie nach und nach in die Produktion einflossen und vorhandene Teile noch aufgebraucht wurden. Alle Zeitangaben sind daher als Grob-über-den-Daumen zu verstehen. Im Grunde muss man sich jedes einzelne Fahrzeug anschauen, um festzustellen, ob es noch betroffen ist oder schon nicht mehr.

Die Türgriff-Mechanik des Model S ist eine bemerkenswert aufwändige Konstruktion, mechanisch wie elektrisch. Schwer, groß, komplex.

Die Haupt-Problemstelle, das heißt das Problem mit dem fast alle Model S zwischen 2012 und 2018 früher oder später betroffen sein werden, ist ein Gussteil innerhalb der Einheit. Dieses bricht, sobald jemand einen ausgefahrenen Türgriff mit Gewalt in die Tür drückt. Leider kann es aber auch einfach nur deshalb brechen, weil jemand mit sehr viel Schmackes die Tür zuwirft.

Das liegt daran, dass in den ersten Produktionsjahren als Türgriffe massive Metallbügel verbaut wurden, die über 700 Gramm wiegen und beim Zuwerfen der Tür durch die Masseträgheit eine Kraft auf die Mechanik übertragen, der sie nicht immer gewachsen ist. Später wurden daher deutlich leichtere Bügel verbaut und nochmals später durch verchromte Kunststoff-Bügel ersetzt.

Eine andere Problemstelle ist eine Kombination aus konstruktiven Mängeln und Produktions-Pfusch. Das ist etwas schwerer zu erklären, aber ich will es versuchen.

Also, die vorderen Griffeinheiten sitzen in der Tür hinter einer Blende. So eine Einheit ist schwer und groß. Sie ist ziemlich trickreich so konstruiert, dass sie gerade noch flach genug ist, um dort reinzupassen und die Seitenscheibe nicht zu behindern.

Abgedeckt ist sie nach innen mit einem elastischen Kunstofflappen, der am Rand mehrfach gelocht ist. Diese Löcher passen zu Plastikpfosten, die aus der Griffeinheit herausragen. Hier kann man die in die Beifahrertür eingebaute Griff-Einheit und deren Abdeckung (grau) erkennen:





Diese Abdeckung, ein Stück elastisches Plastik, ist rundum verklebt und (soll) zusätzlich auf jedem Plastikpfosten mit je einer kleinen Metallscheibe gesichtert (sein).

Bei einem großen Teil der Model S wurden bei der Produktion diese Sicherungsscheiben einfach vergessen. Vermutlich waren die Monteure der Ansicht, die Verklebung würde auch reichen. Das ist ein Irrtum! Wird das Auto in der Sonne richtig heiß, wird der Kleber weich. Dadurch rutscht die Abdeckung von der ungesicherten Befestigung herunter, und zwar meist ziemlich bald.

Was jetzt passiert, hängt davon ab, an welcher Stelle das zuerst passiert, ob sie vollständig abrutscht und ob und wann sich das Fenster bewegt. Entweder nimmt die rauf-/runterfahrende Scheibe den Kleber mit. Dann kommt die Seitenscheibe plötzlich mit pappigen Klebestreifen aus der Tür heraus. Oder sie blockiert, weil der mitgeführte Platiklappen nicht durch den Spalt passt. Oder er fällt in das Türinnere.

Man kann ruhig davon ausgehen, dass es Zehntausende von Model S gibt, bei denen das irgendwann in einem Sommer bereits passiert ist. Im Idealfall kommt die Abdeckung an einer unschädlichen Stelle im Inneren der Tür zum liegen und es passiert einfach gar nichts. Doch es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie irgendwann ihre Position in der Tür ändert und wenn es dann dumm läuft, passiert folgendes:

Die rauf-/runterfahrende Scheibe nimmt den Lappen mit. Weil dafür aber nicht genug Platz im Türinneren ist, wird sie genau dort hängenbleiben, wo das höchste Teil aus der Türgriffeinheit herausragt. Das sind die drei Kabel, die in den Piezo-Drücker hineinführen. Wenn das passiert, reisst die sich bewegende Scheibe mit der mitgeführten Abdeckung eines oder mehrere Kabel von der Platine. Die sind sauber verlötet und durch die Kraft des Fensterhebers werden sie mitsamt der Leiterbahn von der Platine gerissen.

So war es in meinem Model S, so ist es früher oder später in vielen Model S. Eine Reparatur ist nicht ohne, weil dazu die komplette Griffeinheit raus, wieder rein und ausgerichtet werden muss. Mit einer Stunde pro Tür muss man dafür schon rechnen.

Weil mein Tesla-Spezialist das alles wusste und klar war, dass das wenn dann wahrscheinlich beide Vordertüren betrifft, haben wir gleich noch die Fahrertür geöffnet, bei der bislang keinerlei Defekt aufgetreten ist. Und tatsächlich: Nach Entfernen der inneren Verkleidung fiel uns gleich der Plastiklappen entgegen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er die Türgriffeinheit der Fahrertür zerstört hätte.

Grüße, Egon
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#583720
Aw: Egons blauer Elektrojet 13.02.2020 22:27 - vor 4 Jahren, 2 Monaten  
Angeblich gibt es eine Tesla-interne Werkstattanweisung zur Nachbesserung an dieser Stelle. Da es bei Tesla aber keine verpflichtenden Wartungsdienste gibt, werden wohl die meisten Model S aus dieser Zeit noch mit dem Problem herumfahren, ohne dass deren Besitzer es auch nur ahnen. Hinweis: Das betrifft ausschließlich die Vordertüren! Die hinteren Türen sind völlig anders aufgebaut.

Bevor Tesla die Türgriffmechanik des Model S ab ungefähr Mitte 2019 durch eine vollständige Neuentwicklung ersetzt hat, wurde die labbrige Abdeckung irgendwann ab 2016 durch ein stabiles Stück Kunststoff ersetzt, das vernünftig befestigt war.

Bei meinem Auto ist das Problem nun also dauerhaft gelöst. Das hat mich ungefähr 250 Euro (Ersatzteil) plus 160 Euro (Montage) und einen Nachmittag gekostet. Da vom Ersatzteil nur die Piezo-Einheit benötigt wurde, habe ich jetzt immerhin noch einen Ersatzteilspender für alle anderen denkbaren Defekte, mit denen ein Model S-Türgriff dieses Baujahres noch überraschen kann.

Bei Tesla wäre die Reparatur erheblich teurer geworden. Grob muss man außerhalb der Werksgarantie mit 2 x 750 Euro rechnen. Allerdings gibt es dafür dann auch Türgriffe der neuesten Generation.

Kleines Detail am Rand: Jeder Türgriff hat ein eigenes Steuergerät. Jedes dieser Steuergeräte wird bei einem Update automatisch angelernt. Das kann man mit ein bisschen Glück sogar sehen: Wenn während eines Updates alle Türgriffe nacheinander kurz ausfahren und sofort wieder einfachen, wurden in diesem Moment ihre Steuergeräte neu angelernt. Ich nenne das

"Teslas lustiges Türgriff-Ballett"

Bei den Griffen der neuesten Generation kann die initiale Installation nur noch durch Tesla vorgenommen werden. Bei den älteren reicht die Installation eines beliebigen Updates. Oder man verwendet einfach das Steuergerät aus dem alten Griff, es lässt sich leicht umziehen.

Grüße, Mr. Türgriff Egon
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Letzte Änderung: 14.02.2020 16:16 von Egon.Grund: Tippfehler korrigiert.
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#583721
Aw: Egons blauer Elektrojet 13.02.2020 22:28 - vor 4 Jahren, 2 Monaten  
Was ich gestern außerdem gelernt habe ist etwas über die Produktionsqualität im Detail. Nicht nur in der Tür. Wir haben uns auch noch einige andere Dinge angeschaut, wo das Auto doch schonmal in der gut beheizten Werkstatt stand.

Spaltmaße und Symmetrie sind überhaupt nicht die Stärken von US-Fahrzeugen. Ist beispielsweise eine Dichtung oder ein Kunststoffteil auf einer Fahrzeugseite passgenau montiert, heißt das noch lange nicht, dass dies auf sein Pendant auf der anderen Fahrzeugseite ebenfalls zutrifft.

Was zudem häufig vorkomme seien Montagefehler, so der Tesla-Spezialist. Das Türgriffgedöns (oben) ist dafür ein gutes Beispiel. Ein anderes sind unsauber verlegte Kabel, Leitungen und sogar Hochdruck-Leitungen, die entweder einen ungesunden Biegeradius aufweisen oder irgendwo schleifen. Früher oder später...

Er beurteilte das Auto als "insgesamt erstaunlich reparaturfreundlich konstruiert" und "robuster als es den Anschein hat". Wenn man mit der US-amerikanischen Produktionsweise leben kann, wird man nur wenig Ärger haben. Aber man wird Ärger haben.

Beim Model S sei je nach Baujahr von folgenden Probleme auszugehen:

- Für die enorme Leistung und das irre Drehmoment zu schwach ausgelegte Fahrwerkkomponenten wie Querlenker und Antriebswellen, aber auch die Motorlager
- EZ bis 2016: Scheibenwischergestänge
- EZ bis Mitte 2018: MCU (Rechner des Hauptbildschirms)
- EZ bis Mitte 2018: Türgriffe
- Luftfederung (Hochdruckschlauch)
- Elektronische Feststellbremsen (Dichtung, Gammel)

Von Monat zu Monat sei Tesla produktionstechnisch immer besser geworden. Je jünger das Baujahr, umso weniger Ärger ist zu erwarten, und zwar dauerhaft. Ich hoffe, er hat Recht.

Grüße, Egon
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Letzte Änderung: 15.02.2020 09:16 von Egon.Grund: Daten korrigiert.
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#583770
Aw: Egons blauer Elektrojet 14.02.2020 09:14 - vor 4 Jahren, 2 Monaten  
Salopp ausgedrückt, ein Tesla ist nur so gut wie der wartende Mechaniker... und wie er die Schwachstellen angeht!

Schön, dass Du so eine Koryphäe kennst...

Zu meinem Glück habe ich einen ähnlichen Fachmann als Haus- und Hofmechaniker. Über 30 Jahre Erfahrung bei Toyota, jetzt selbstständig mit eigener Werkstatt...
Besitzt auch Schulung zum Hochvolttechniker!

Gruß,
Martin
weinfux
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Letzte Änderung: 14.02.2020 09:21 von weinfux.
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#583772
Aw: Egons blauer Elektrojet 14.02.2020 09:56 - vor 4 Jahren, 2 Monaten  
weinfux schrieb:
Salopp ausgedrückt, ein Tesla ist nur so gut wie der wartende Mechaniker...
Das trifft auf alle Marken zu. Ein Auto ist nur so gut wie seine Werkstatt. Und es ist heutzutage gar nicht so einfach, einen guten Mechaniker zu finden.
yarison
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Letzte Änderung: 14.02.2020 09:57 von yarison.
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