Priusfreunde.de

Guten Morgen, ich muss mal etwas über ein Thema schreiben, das mich momentan umtreibt und das in einen eigenen Faden gehört.

Nach jetzt über einem Jahr und über 45 Tausend Kilometern verbleibt bei mir kein Zweifel, dass elektrisches Fahren möglich und sinnvoll ist, und sich durchsetzen wird. Langsam werde ich auch etwas müde in Gesprächen darüber, weil es immer der gleiche Prozess ist der da bei Menschen abläuft. Je auto-affiner, desto schwieriger löst man sich von alten Vorstellungen diesbezüglich. Aber die Zeit wird voranschreiten und Dinge und genannte Vorstellungen werden sich ändern.

Tesla hat und trägt sicher auch zukünftig massiv zu diesem Bewusstseinswandel bei. Und dafür bin ich dankbar. Sicher ist es auch nicht immer einfach, sich ständig mit Vorurteilen herumzuschlagen.

"breaking the mold" hat Elon Musk das genannt.

Das war das lange Vorwort um auszudrücken, dass ich voll hinter der Vision nachhaltiger Fortbewegung (und Energie-Erzeung) stehe.

Und das Model S ist ein famoses Fahrzeug, aber auch (vom Roadster abgesehen) das Erstlingswerk von Tesla. Man merkt das an vielen Stellen, und durch diese "Entwicklung beim Kunden" kann das Auto für diesen nicht so reibungslos und zuverlässig funktionieren wie bei Herstellern, welche jahrzehntelang mehr oder weniger die selbe Technik in immer neuen Gewändern verkaufen.

Also ist es wohl so, dass man als Early-Adopter einfach diese Kröten schlucken muss, finanziell und vom Zeitaufwand. Aber es geht nicht anders und jemand muss es tun, sonst gäbe es nie Veränderung.

Es ist natürlich nicht "sexy", wenn das so auf der Homepage von Tesla stehen würde. Es ist aber die Wahrheit.

Und hier fängt das Problem an. Tesla steht nicht zu dieser Wahrheit sondern verkauft einem das blaue vom Himmel. Ich kann nicht mehr zählen wie viele Lügen und Halbwahrheiten mir von verschiedenen Stellen bei Tesla aufgetischt wurden im Laufe der letzten anderthalb Jahre.

Und es wird leider immer schlimmer, weil die Herausforderungen (insbesondere in den Service Centern) immer größer werden.

Eine ehrliche Antwort von Tesla müsste momentan lauten: "Wir haben keine Zeit oder auch keine Teile für die Behebung von Fehlern an Ihrem Fahrzeug die nicht-kritischer Natur sind".

Statt dessen werden teilweise haarsträubenden Lügengeschichten aufgetischt, die im Jahr 2017 der gut miteinander vernetzten Menschen schnell in sich zusammenfallen.

Eigentlich ist meine Schmerzgrenze überschritten - deshalb auch dieser Post. Und die Art wie Tesla damit umgeht ist lächerlich. Ein gutes Rezept, einen zeitnahen Termin im SeC zu bekommen, ist öffentlich im Tesla Forum einen bösen Beitrag zu hinterlassen. Zuverlässig kommt dann ein Anruf von Tesla und schwupps gibt es einen Termin. Aber sobald die Sache aus dem Licht der Öffentlichkeit weg ist, wird man wieder vergessen und versprochene Followups gibt es nicht.

Noch schlimmer finde ich, dass Leute die nicht so höflich sind wie ich und bei solchen Dingen einfach einen Rechtsanwalt nehmen und ihr Recht durchsetzen dieses auch bekommen. Tesla einigt sich dann meist außergerichtlich und mit Verschwiegenheitserklärung.

Als Tesla-Investor (Aktien) käme ich mir äußerst schizophren vor gegen die Firma, in die ich investiert (Teilhaber) bin, rechtlich vorzugehen. Vorher würde ich meine Aktien verkaufen, sonst könnte ich nicht mehr in den Spiegel schauen.

Etwas ratlos ???

Santosha

Ich hatte mal einen Toyota Auris HSD der verarbeitungstechisch eine vollkommene Katastrophe war, es klapperte hier es klapperte da, es quietschte aus der Mittelkonsole, die Tür wummerte bei der geringsten Unebenheit und es pfiff bei Geschwindigkeiten über 90km/h.

Toyota hat sich einen Sch... darum geschert, selbst Rechtsanwalt und Gutachter haben Toyota nicht dazu bewegen können mir die Mängel zu beseitigen - einzige Maßnahme war, dass man den Techniker aus Köln schickte, der eine (!) Fehlerquelle fand und zur Beseitigung beitrug.

Damals wäre ich froh gewesen, wenn Toyota sich so verhalten hätte, wie TESLA -wie von dir beschrieben- es tut, und auf Druck eine Besserung herbei geführt hätte.

Dabei will ich es nicht für gut heißen, wenn man seitens TESLA unerfindliche Gründe anführt um den Kunden ruhig zu stellen, sondern wollte dir aufzeigen, dass selbst renommierte Unternehmen nicht immer willens oder in der Lage sind ihre Kunden "zur vollsten Zufriedenheit" zu behandeln.

Sicher keine schöne Sache, aber du wirst offensichtlich nur bezüglich der Wartezeit belogen, weil man anscheinend unter Wasser ist.

Bis zu den Lügen, wo eine Vertragswerkstatt behauptet, eine fällige Reparatur falle nicht unter Kulanz, obwohl der Hersteller dies problemlos einräumt, dies schlicht und einfach deshalb, um als Vertragswerkstatt doppelt abkassieren zu können, ist es aber noch ein weiter Weg.

Übrigens, in diesem Fall befindet man sich ziemlich sicher in einer Vertragswerkstatt des großen deutschen Herstellers mit zwei Buchstaben. Wenn ich sehe, welche umsatzkreativen Lügen hier Bekannte von mir aufgetischt bekamen, stehst du noch vergleichsweise gut da.

eppf

Haha ich weiß, Tesla hätte noch einen weiten Weg (nach unten) um auf dem Service-Niveau von "deutschen Premiumherstellern" anzukommen (die allerdings immerhin eine Werkstatt Vor-Ort haben und nicht 200 Kilometer weit weg).

Bei Tesla liegt die Sache aber anders. Tesla war schon immer "freizügig" mit der Interpretation von Fakten.

Leistung, Beschleunigungswerte, Batteriekapazität, Ladegeschwindigkeit.

In all diesen Bereichen hat Tesla bereits geschwindelt und wurde überführt, teilweise vor Gericht. Manches absolut ohne Not. Ich hätte das Auto auch gekauft wenn ich die echten Werte gekannt hätte.

Das gleiche sieht man auch bei SpaceX übrigens. Selbst die technischen Werte für die Payload der Falcon 9 stimmen nicht. Auf der Homepage stehen 8,3t in einen geostationäre Transferorbit, aber letztens hat die Rakete die bisher schwerste Payload (Intelsat) mit 6,8t nur mit Ach und Krach (und nach dem Abschrauben der Grid Fins ~ einige hundert Kilo) dorthin geschafft.

Das scheint also ein Problem von der Firmenspitze beider Firmen zu sein. Man interpretiert die Wahrheit einfach kreativ.

Und ich unterstelle keine Böswilligkeit, im Gegenteil.

Hoffentlich passiert da bald ein Lernprozess. Ich beobachte das aus auch aus der Sicht des Investors. Eigentlich hatte ich vor, die Aktien langfristig zu halten. Wenn sich das aber weiter verschlimmert, dann werde ich meine Aktien verkaufen.

Die Tesla Service Center sind arbeitstechnisch Land unter. Die Mitarbeiter dort wechseln im ein- bis zwei Jahresrhytmus, länger hält das offenbar keiner aus. Ich beobachte das in Stuttgart, der aktuelle Serviceleiter geht. Die Worte mit F und U sind unbekannt F wie Freizeit und U wie Urlaub. Ich habe mich beklagt dass ich auf Emails keine Antwort bekomme... klar im Posteingang liegen noch mehrere 100 Emails.

Ich habe angeregt den Deutschlandchef Jochen Rudat anzusprechen, einige Stuttgarter Fahrer haben einen Draht zu ihm. Offenbar reicht das nicht, man muss in USA anfangen.

Man möchte es die Kunden nicht merken lassen, war die Aussage. Aktuell habe ich eine kleine Reparatur anstehend, da ein Teil nicht vorhanden ist, muss ich bis nach meinem Urlaub warten...

An der Stelle ist Tesla noch entwicklungsfähig, seine Leute besser zu bezahlen, genügend einzustellen und Teile besser ranzuschaffen.


Mit meinem Prius wurde mir in der Toyota Werkstatt erzählt, dass der Einbau einer Osram (Nightbreaker) Lampe zum Verlust der Garantie führt. Toyota Deutschland hat das natürlich nicht bestätigt... Sonst war ich mit dem Service meiner Toyota Werkstatt super zufrieden in Filderstadt... jetzt ist sie auch weg.

santosha schrieb:
...

Etwas ratlos ???

Santosha

Hallo Santosha,
danke für Deinen ehrlichen Beitrag!
Ja, "ratlos" ist wohl der richtige Ausdruck. Ich befürchte, Tesla-Fahren wird mit Einführung des Modell 3 noch schlimmer werden.
Ob Du Dein Modell S noch weiter fahren möchtest, hängt neben der Begeistung auch von Deiner Leidensfähigkeit ab. Bei den Aktien...??? Ich habe meine verkauft, da ich von großen Problemen in den kommenden Jahren ausgehe.
Gruß Thorsten

eppf schrieb:
Wenn ich sehe, welche umsatzkreativen Lügen hier Bekannte von mir aufgetischt bekamen...

Du bist ja einer, belügst Du einfach Deine Bekannten

Ja ja, Satzzeichen können Leben retten:

"Hängt ihn nicht laufen lassen"

Sorry für OT, aber es bot sich so schön an...

Daihatsu-Fahrer schrieb:
Ja ja, Satzzeichen können Leben retten:Welches Satzzeichen könnte denn hier etwas ändern? Da gehört kein Komma rein, man könnte es aber unmissverständlicher schreiben und nochmals den Ursprung wiederholen .

Wenn ich sehe, welche umsatzkreativen Lügen hier Bekannte von mir von den Vertragswerkstätten aufgetischt bekamen.

Ist irgendwie so ähnlich, wie bei einem fehlenden "meiner Meinung nach". Da führt eine weggelassene Verkürzung, die eigentlich implizit mitgedacht ist, auch häufig zu unnötigen Missverständnissen.

eppf

Ja, die Service Center sind alle überlastet, und ja, man redet da nicht gerne drüber sondern möchte dem Kunden den Eindruck vermitteln, dass alles paletti ist.

Meine "bescheidenen" Erfahrungen in letzter Zeit waren alle mit dem Service Center in Frankfurt. Viel besser lief es mit dem Service Center in Düsseldorf, dort bin ich auch nicht für dumm verkauft worden.

Habe das gerade mal zum Anlass genommen mit dem dortigen Service Mitarbeiter zu telefonieren, den ich noch von letztem Sommer kannte, und er ist sogar nach einem Jahr noch dort

Leider ist Düsseldorf für mich deutlich weiter entfernt als Frankfurt, aber wenn es nicht anders geht werde ich halt dorthin fahren.

Ich werde mit Sicherheit das Model S weiter fahren, was gibt es denn auch für eine Alternative? Mit Sicherheit werde ich nicht mehr auf eine Rappel-Knall-Bumms Maschine zurückgehen die regelmäßig mit fossilen Energieträgern aus Krisenregionen befüllt werden muss.

Hallo santosha,
ehrliche Worte, aber du hast recht, schreib dir deinen Frust von der Seele. Bleibt die Frage, was überwiegt - Lust oder Frust?
Wenn es bei den Problemen um Kleinigkeiten geht, würde ich selber nachsichtig sein...
Kann man dem Elon nicht mal persönlich schreiben..?
Oder du schreibst einen offenen Brief im Tesla Forum?
Jedenfalls tut es mir leid für deinen Einsatz als Early adopter!

Gruß Martin

Elon sollte davon erfahren (haben), wäre schlimm wenn das nicht bekannt ist.

Vielleicht kann er ja den oem ein paar Service Center abkaufen.

Zum expandieren muss er halt auch mehr Leute einstellen.

Tesla ist nun einmal eine (süd-)kalifornische Firma. Im 'Land der grenzenlosen (Möglichkeiten)' gehört solch ein Gebaren wohl zum guten Ton.

Ich habe mich aus der Rückschau in meinem ganzen bisherigen Leben nirgendwo unwohler gefühlt als wärend der 5 Monate Auslandssemester in San Diego. Und das zu einem Gutteil aus genau den hier benannten Gründen:

- wildeste Versprechungen, die im Nachhinein nur leere Luft sind.
- immer nur den eigenen Vorteil im Sinn und das dann noch völlig schamlos als Selbstlosigkeit und pure Nächstenliebe verkaufen.
- gigantische Luftschlösser und betörende imaginäre Welten in den Köpfen der Menschen, an deren zukünftige Realität diese scheinbar selbst zu glauben scheinen, so überzeugt wie sie diese nach außen anpreisen.

Auch Mitarbeiter bis zum Letzten auszuquetschen, ist dort eher die Regel als die Ausnahme. Arbeitskraft wird eben als Gut wie jedes andere auch gesehen und wer damit nicht klarkommt, der kann sich ja auch jederzeit etwas anderes suchen. Alleine Angebot und Nachfrage bestimmen den Markt. Solange irgendwer bereit ist, den Job zu erledigen, muss an den Bedingungen nichts verbessert werden.

Natürlich ist das jetzt alles etwas überzeichnet und es gibt Ausnahmen verschiedenen Grades, aber die Grundstimmung habe ich konsistent so wahrgenommen.

Grüße
Philipp

Wann war denn dein Auslandssemester? Ich war 2008 für ein ganzes Jahr in den USA und kann deine Beobachtungen im Großen und Ganzen bestätigen.

Im Fall Tesla muss man allerdings zugute halten, dass sie in der Tat einen großen gesellschaftlichen Beitrag leisten durch ihr Tun.

Und Tesla-Mitarbeiter bekommen immerhin Aktienoptionen, das finde ich angemessen. Wenn man hohes Engagement von den Mitarbeitern fordert, dann muss man diese auch den Früchten (Teilhabe) beteiligen.

Der Punkt von Dir ist aber trotzdem ein guter Hinweis, von dem Blickwinkel der US Kultur aus gesehen ist es verständlicher. Ich komme mit dieser Kultur auch nicht klar.

Nach dem Jahr in den USA war ich froh, wieder zurück in der Heimat zu sein. Und ich war in Virginia, nicht San Diego.

war bei mir im Winter 2011/12. Interessant von deiner Erfahrung zu lesen, bisher ging ich davon aus, dass es in anderen Landesteilen dort besser sein sollte.

Ich gehe auch davon aus, dass Tesla zumindest im Mittelmaß unterwegs ist bezüglich Mitarbeiterkonditionen. Aber eben auf amerikanisch.

Und ja, vom Output her betrachtet halte ich Tesla auf jeden Fall auch für immens wertvoll. Leider kann man wohl nur auf diese Weise den etablierten Herstellern Paroli bieten. Pure Vernunft ist nunmal praktisch unverkäuflich.