Ich durfte die letzten 4 Tage ein Tesla Model S 100D als Mietwagen fahren und wollte hier gerne meine Erfahrungen mitteilen.
Der Tesla war noch recht jung (EZ 11/2018) und hatte erst 2.850 km auf der Uhr. Jetzt sind’s ca. 4050 km, also waren es knapp 1200 km die ich gefahren bin. Mein Weg führte mich von Berlin über die A 9, die A 4 und die A 71 nach Unterfranken
. Die Farbe midnight silver hat mir nicht wirklich gefallen. Ich hätte gerne einen blauen oder roten Tesla gehabt, aber der Elektroauto-Vermieter hat eben nur ein begrenztes Angebot. Laut Aussage des Mitarbeiters liegt der Neupreis bei fast 150.000 € - Wahnsinn! Diesen Tesla zu mieten war auch nicht gerade günstig, aber es war mein Traum mal einen zu fahren und ich muss sagen, jeder einzelne Euro hat sich gelohnt.
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich im Alltag einen Prius 3 Excecutive (FL, Baujahr 2012, rot) fahre.
Fahren
Tja, was soll ich schreiben - es war unglaublich. Diese Beschleunigung kann man mit Worten nicht beschreiben. Es presst einen in den Sitz, als würde man von einem Katapult beschleunigt werden. Von dieser Beschleunigung waren alle Mitfahrer gleichermaßen begeistert und überrascht. Ich hatte zusammen mit meiner Frau das Gefühl, dass wir Kopfschmerzen von diesen Beschleunigungen bekommen haben. Viel angenehmer und schöner ist es allerdings entspannt dahinzugleiten. Ich empfand das Fahrwerk als sehr komfortabel, habe aber auch keinen Vergleich zu ähnlichen Autos (BMW 7er, Audi A8 oder Mercedes S-Klasse). Es waren auf der Autobahn nur wenige Windgeräusche zu vernehmen und selbst bei sehr hoher Geschwindigkeit lag der Geräuschpegel überraschend niedrig. Der Tesla fuhr sich selbst bei 250 km/h äußerst sich und 4 km/h später wurde dann abgeregelt. Faszinierend wie schnell dieses 2,2 Tonnen-Auto auf solche Geschwindigkeiten beschleunigt. Ich bin aber nur ganz kurz so schnell gefahren, da ich für mich 130 - 150 km/h als optimales Reisetempo sehe. Wenn es mein Auto wäre, gerne auch langsamer. Sehr gespannt war ich auch auf den Autopiloten...es hat ein paar Tage gedauert bis ich verstanden habe wie man damit einen Spurwechsel vollzieht. Aber ich habe mich in alle Funktionen mittels Ausprobieren eingearbeitet. Dieses riesige Display lädt einen förmlich dazu ein
. Dem Autopiloten sind natürlich Grenzen gesetzt, aber ich bin noch nie so entspannt Auto gefahren. Ich finde Tesla hat hier tolle Arbeit geleistet und das System ist sehr gut abgestimmt - auch wenn mir hier ebenfalls der Vergleich zur Konkurrenz fehlt. 100 % fehlerfrei funktioniert das System nicht, aber dazu sitzt ja auch noch ein Fahrer dabei...
Laden
Das Laden gestaltete sich durch die Supercharger als völlig problemlos. Leider wurde von Seiten der Autovermietung vergessen mir eine Ladekarte mitzugeben, weshalb ich an öffentlichen Ladesäulen so meine Schwierigkeiten hatte. Dafür kann aber der Tesla nichts! Bei meinen Eltern habe ich dann den Ladeadapter genutzt und Strom aus der Garagen-Steckdose gezogen. Der Ladevorgang selbst ist kinderleicht und ist nichts worüber man sich sorgen muss. Natürlich muss das Fahrprofil passen und nicht jedes Elektroauto hat einen komfortablen 100kwh Akku wie der Tesla.
Verbrauch
Ein spannendes Kapital war der Verbrauch. Gerade heute bei der Rückgabe des Autos habe ich hierauf verstärkt geachtet. Generell war mein Gefühl, dass der Tesla äußerst sparsam bewegt werden kann. Aufgrund seiner Größe ist er nur bedingt als „Stadtauto“ geeignet - wobei ich selbst dort einen positiven Eindruck hatte. Bis zur Parkplatzsuche
. Bei 120 - 130 km/h schätze ich den Verbrauch (unabhängig von äußeren Faktoren wie bsp. Wind) auf ca. 23 - 25 kwh / 100 km. Bei 150 km/h gehts schon deutlich in Richtung 30 kwh / 100 km. Erstaunlich fand ich heute die Fahrt durch Berlin. Trotz einiger Zwischensprints waren es „nur“ 26 kwh / 100 km. Genauso viel habe ich gestern aus dem Berliner Süden nach Berlin-Mitte verbraucht, obwohl ich im „lässig“ - Modus und sehr vorausschauend gefahren bin. Ich finde es erstaunlich, dass es Priusfreunde gibt, die 16 - 18 kwh / 100 km und über einen längeren Zeitraum hinbekommen. Respekt!!!
Fazit
Das war mit Abstand das beste Auto, was ich je gefahren bin. Verständlich, kostet ja auch ein Vermögen könnte man sagen. Ich empfand die Qualität des Autos wirklich als sehr sehr gut. Die oft beschriebenen optischen Mängel (das deutsche Spaltmaß lässt grüßen) waren nicht existent und auch sonst sah es so aus, dass die neuen Tesla Modelle einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht haben. Das große Panoramadach kann in meinen Augen ein echtes Schiebedach nicht ersetzen. Sicherlich werden viele mit diesem Ausstattungsdetail zufrieden sein, für mich ist aber ein Schiebedach Pflicht und gehört zur persönlichen Grundausstattung. Ein interessanter Punkt ergab sich beim Ladeabteil. Der Tesla hatte zwar ausreichend Platz für das Fahrrad meiner Frau (ohne ein Rad demontieren zu müssen), aber in den Prius ist es deutlich einfacher unterzubringen. Ein weiteres interessantes Ausstattungsdetail ist die standortbasierte Anhebung des Fahrwerks, was bei der Rückgabe des Autos automatisch gemacht wurde. Ein großer Kritikpunkt ist die Verfügbarkeit des Mobilfunknetzes. Hier gab es immer wieder Aussetzer und es war unter anderem nicht möglich über Spotify Musik zu hören. Schade!
Meine persönliche Meinung zum Tesla: Unglaubliche Beschleunigungswerte treffen auf maximale Entschleunigung durch eine vorausschauende, energieoptimierte Fahrweise!
Viele Grüße
Benny