Priusfreunde.de

Unglaublich, daß es so etwas noch gibt.
Wenn "Egon" eine Reise macht, dann kann er viel erzählen.
"Super ist aus, Super ist aus ..."

Ich krieg mich nimmer ...
hybbi56

Früher hatte jede Säule ein Schauglas samt Propeller, Stichwort "Blasenfrei zapfen". Bei neueren Tankstellen findet man sowas immer seltener, da erwarte ich dann eigentlich auch, daß die Säule Fehler selber erkennt und abschaltet.

Zum Glück hat sich in diesem Fall alles aufgeklärt, Kassierer sind leider allzuhäufig völlig ahnungs- und ratlos, wenn es um Reklamationen geht.

Timo

Teil 1 von 3






So sieht es aus, wenn man mitten im Odenwald kurz anhält und nach Abschalten der 12 Volt-Versorgung durch den Inverter das Auto ohne jede Vorwarnung komplett mausetot ist. Es ließ sich nicht mehr bewegen (Parksperre), nicht abschließen, noch nicht mal die Fenster gingen mehr zu. Auch keine Warnblinkanlage! Feierabend. Wahrscheinlich ein plötzlicher Zellenschluss in der 12 Volt-Batterie, selbst mit Starthilfe keine Chance.





Ich habe das natürlich erst im Motorraum gemessen, wollte aber sicherheitshalber die Batterie abklemmen und separat messen. Dazu musste ich mich über die umgelegte Rückbank zur Batterie vorarbeiten, denn die elektrische Entriegelung hat nicht mehr funktioniert. Heißa, war das ein Spaß! Morgens um Zehn bei bereits 33 Grad mit steigender Tendenz.

Heiko28 hat dann später die nicht im Handbuch aufgeführte (!) Heckklappen-Notentriegelung gefunden, das hat das Ganze einfacher gemacht. Aber auch dazu musste man natürlich über die umgelegte Rückbank nach hinten kriechen.

Heiko wohnt nämlich zwei Orte weiter, ich war zu ihm auf dem Weg. Er setzte sich trotz einer bevorstehenden langen Urlaubsfahrt sofort in seinen Prius (vielen lieben Dank, Heiko!) und war wenige Minuten später schon bei mir, mit reichlich Notfallausrüstung und sogar einer alten Batterie dabei. Es war aber nichts zu machen: Sein Starthilfeset hat nicht ausgereicht und die mitgebrachte Ersatzbatterie hatte trotz kurzem externen Nachladen nur 8 Volt, war also auch völlig platt.

Meine 12 Volt-Batterie zeigte ohne Last einen völlig akzeptablen Wert, was eigentlich gegen einen Zellenschluss sprach. Selbst bei geringster Last brach sie aber sofort zusammen. Zusammen mit den undefinierbar flackernden Kontrolllampen und einer kurz sichtbaren Meldung "Check Hybrid System" führte mich das auf die falsche Spur eines möglicherweise defekten Steuergeräts oder eines anderen ernsten Fehlers.





Wie ich jetzt weiß, hätten wir die Kiste durch Starthilfe bei abgeklemmter Batterie wahrscheinlich zum Laufen gebracht. Und wenn ich geahnt hätte, was anschließend passiert, hätte ich mich lieber von Heiko irgendwohin bringen lassen, wo es eine passende 12V-Batterie gibt. Ich bin überhaupt kein Freund davon, unnötige Kosten zu erzeugen, selbst wenn ich sie nicht direkt selbst bezahlen muss.

Doch das konnte ich zu diesem Zeitpunkt einfach nicht wissen und weil ich außerdem ein Hosenscheißer bin und keine Gewährleistungsansprüche riskieren wollte (das Auto wurde erst vor einer Woche gekauft), habe ich Toyota EuroCare über die 0800-Nummer angerufen. Nach 20 Minuten rief der Abschleppdienst an, nach weiteren 10 Minuten war er schon da.

Teil 2 von 3


Mit seinem leistungsstarken LKW-Starthilfe-Gerät konnten wir mein Auto trotzdem nicht in READY bringen, aber immerhin hat die Spannung gereicht, um N einlegen, also die Getriebesperre aufzufahren. Danach war es einfach: Auto aus der Parklücke schieben, Abschlepphaken einschrauben und mit der elektrischen Winde auf die Ladefläche ziehen. Hätten wir das mit eingelegter Parksperre machen müssen, wäre die Sache erheblich schwieriger gewesen, wahrscheinlich hätte sogar ein Schlepper mit Kran angefordert werden müssen.





Bis dahin ärgerlich, aber im Rahmen des Erwartbaren.
Das nicht Erwartbare fing jetzt an.

Toyota EuroCare übernimmt die Kosten für das Abschleppen, erteilt dem entsprechend auch den Auftrag an den Abschleppunternehmer und bestimmt, wohin die Fahrt gehen soll. Die erste von EuroCare ausgesuchte Toyota-Vertragswerkstatt war nur 10 oder 12 Kilometer entfernt und entpuppte sich als Nissan-Händler, der nebenbei noch Toyota Service macht - vermutlich ein ehemaliger Toyota-Händler. Er hatte allerdings Betriebsferien, was man bei EuroCare aber nicht wusste. Tja, dumm gelaufen. Bis hierhin lagen die Abschleppkosten bei etwa 200 Euro.







Die zweite von EuroCare ausgesuchte Toyota-Vertragswerkstatt war schon deutlich weiter weg und außerdem in der anderen Richtung, so dass wir wieder ein ganzes Stück zurück mussten. Die hatte zwar offen, aber der sich mit Hybriden auskennende Werkstattmitarbeiter war noch 14 Tage in Urlaub. Die Fahrt dorthin hätte weit über eine Stunde gedauert, zum Glück wurden wir auf halber Strecke zurück gepfiffen. Die Abschleppkosten lagen nun schon bei knapp 300 Euro. Der Schlepper hatte eine leistungsstarke Klimaanlage, sonst hätte ich am Rad gedreht.

Die dritte von EuroCare ausgesuchte Toyota-Vertragswerkstatt war ein Seat-Händler, der nebenbei noch Toyota Service macht - wohl ebenfalls ein ehemaliger Toyota-Händler. Die Zahl der Toyota-Autohäuser ist definitiv gesunken und EuroCare nicht auf dem neuesten Stand. Dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass die Abschleppkosten final bei etwa 500 Euro lagen, denn wir musste nacheinander mehrere Ziele über hügelige Landstraßen anfahren, immer mit dem Auris huckepack.

Bei Werkstatt Nummer 3 luden wir den Auris schließlich ab. Erst nach einer knappen Stunde hatte der Werkstattmeister Zeit, sich das Auto anzuschauen. Das soll kein Vorwurf sein; es ist Urlaubszeit, Freitag Nachmittag, ich kam als Notfall.

Auch er konstatierte den Totalausfall und versuchte es mit seinem Werkstatt-Ladegerät und 25A. Zu mehr als ein paar flackernden Lämpchen hat das aber nicht geführt, weil ja die kurzgeschlossene Batterie parallel hing. Nach einer halben Stunde Ladezeit und vielen, vielen Fehlversuchen gelang es seiner Mitarbeiterin trotzdem, mit den Toyota Tester über die OBD Kontakt zum Fahrzeug zu bekommen. Es waren Fehlercodes ohne Ende gesetzt, meist unlogisches Zeug.

Teil 3 von 3


Der Werkstattmeister zog daraus den einzig richtigen Schluss: Raus mit der 7 Jahre alten Original-Batterie und versuchsweise eine neue aus dem Ersatzteillager eingebaut, Kostenpunkt - weil Toyota Original-Ersatzteil - satte 225 Euro. Eingebaut, Fehlercodes gelöscht, alles gut.

Ich hätte nicht gedacht, dass mir jemals ein derart überteuertes Original-Ersatzteil ins Auto kommt, ist ja fast schon wie bei Tesla.





Das war beachtliche vier Stunden nach dem Ausfall des Wagens, mittlerweile hatte es 37 Grad, Autohaus und Werkstatt waren nicht klimatisiert. Die Toyota-Werkstatt präsentierte mir eine 225 Euro-Rechnung, weil EuroCare bei bestehendem Anspruch zwar die Abschleppkosten übernimmt, aber keine Verschleißteile (wie beispielsweise Batterien). Da ich das Auto aber erst letzte Woche gekauft habe, würde wahrscheinlich die Händler-Gewährleistung greifen.

Ich rief daraufhin den Toyota-Vertragshändler an, bei dem ich das Auto gekauft hatte. Er lehnte eine Kostenübernahme sofort vehement ab mit der Begründung, ich habe nicht vorher eine Kostenübernahme beantragt. Ich erklärte ihm mit unterdrücktem Ärger, dass der Einbau der Batterie unmittelbare Folge des Versuchs war, das Auto nach dem Zusammenbruch wieder fahrbereit zu bekommen. Und dass ich statt dieser albernen Diskussion ein Wort des ehrlichen Bedauerns erwarte. Schwierig, in einer solchen Situation höflich zu bleiben.

Aber nein, er blieb stur, interessiert ihn alles nicht, wo kämen wir denn hin und Blah. Nun stand ich zum Glück noch im Hof der Werkstatt und konnte dem verkaufenden Händler daher freundlich anbieten, die neue Batterie umgehend wieder ausbauen zu lassen. Er solle mir dann einfach nur sagen, wie ich nach Hause komme, was stattdessen mit meinem Auto passieren soll und wer die Kosten für den Leihwagen übernimmt.

Daraufhin hat er mit seinem Kollegen der reparierenden Werkstatt gesprochen und sich ernsthaft mit diesem in die Wolle bekommen. Soweit ich das verfolgen konnte, hat er abgestritten, dass die 12 V-Batterie überhaupt defekt sein könnte und man solle sie erstmal über Nacht laden. Sein Kollege entgegnete, die Batterie sei völlig tot und rieche stark nach Schwefel und er könne sich auf sein Urteil verlassen etc. Die haben sich echt gekabbelt.

Schließlich hat der Händler zähneknirschend, ja sogar fast wütend einer Kostenübernahme gegenüber dem Autohaus zugestimmt, und zwar gegenüber den Mitarbeitern dort, nicht gegenüber mir. Darauf habe ich ausdrücklich bestanden, nur um Überraschungen vorzubeugen. Das hat soweit auch geklappt, die Rechnung wurde zurück gezogen, auf den verkaufenden Händler ausgestellt und wird mit diesem direkt abgerechnet. Ich gehe davon aus, dass mich das Ganze außer einem vergeudeten Tag und ein paar Euro Telefon nichts weiter kostet.

EuroCare, um das noch anzufügen, bietet neben dem Abschleppen folgende Leistungen wahlweise:

- Drei Tage Ersatzwagen
- ODER Eine Hotelübernachtung
- ODER Eine Bahnfahrt erster Klasse nach Hause
- Zusätzlich maximal 52 Euro für ein Taxi, wenn notwendig.

Klingt gut, hätte mir aber im beschriebenen Fall alles nichts genutzt: Ersatzwagen Rückgabe Sonntag, Auto immer noch kaputt - sinnlos. Hotelübernachtung im Odenwald, Auto immer noch kaputt - sinnlos. Bahnfahrt nach Hause, Auto immer noch kaputt - ok, hilfreich, um erstmal nach Hause zu kommen, aber Rest dann halt mein Problem. Das soll nicht undankbar klingen. Es ist aber gut zu wissen, wo die Grenzen liegen.

Dass die 7 Jahre alte Hilfsbatterie ohne jede Vorwarnung kollabiert, finde ich nicht wirklich schlimm. Wie aber der verkaufende Händler reagiert hat, bestärkt mich in meiner tief empfundenen Abneigung gegen diesen Berufszweig.

Grüße, Egon

Oh man...da hast du ja wirklichen den maximalen Ärger mit einer relativ harmlosen (und typischen) Schwachstelle gehabt.

Als ich bei meinem P2 wenige Tage nach dem Kauf eine quietschende Bremse samt ungleich abnutzender Scheibe vorn links bemängelte, war die erste harsche Reaktion am Telefon "Das fällt aber nicht unter die Garantie!!".
Ich durfte dann beim Händler in Hamburg mit 3 (!) verschiedenen Meistern diskutieren, letzten Endes musste ich das Material bezahlen, die haben die Arbeit übernommen.

Als dann wenige Wochen später der 12V-Akku sein Ende angekündigt hat (immerhin nicht jetzt und sofort), wusste ich schon, worauf das hinausläuft und habe lieber DIY einen Akku aus dem freien Handel verbaut.

Timo

Was für ein Ärger

Erinnert mich an meine zwei mühsamen Monate wegen der zerstörten Sitzheizung und Beifahrererkennungssensorik...Da hatte ich ja volle Garantieansprüche und musste trotzdem gegen Windmühlen ankämpfen. Ich dachte immer, es wäre nur bei Verkäufern so schwierig, sich durchzusetzen, aber die Servicemenschen habe ich da ähnlich erlebt...Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn das nicht unter Garantie gelaufen wäre

Ich finde das wirklich bedenklich und es ist dann kein Wunder, wenn die Fachwerkstätten in irgendwelchen Autozeitschriftentests schlecht abschneiden...

Autsch, was für eine Odysee und das unter verschärften "Tropenbedingungen". Das "verflixte siebte Jahr" scheint auch für 12V Batterien zu gelten, was mich darin erinnert daß ich auch einen gut 6 jährigen Originalakku "spazierenfahre"...

Ich möchte mal eine etwas andere Sichtweise beleuchten. Im Automobilbereich heute hat sich an vielen Stellen die Unehrlichkeit breit gemacht. Bei den Herstellern, bei den Händlern, bei den Kunden. Jeder kuckt nur immer auf seinen Vorteil, ein Loose-Loose-Loose System wenn man es mal ganz genau betrachtet.

Die überteuerten Ersatzteilpreise, die Art wie sich Vertragshändler finanzieren, die Verträge zwischen Marke und Händlernetzwerk, und vieles mehr.

Das alles hängt zusammen, man muss achtsam sein und gut aufpassen, sich in diesem Dickicht zu bewegen. Manchmal liegt der Fehler auch bei einem selbst.

Das war jetzt alles ohne Zusammenhang geschrieben. Ich wünsche allen einen schönen Samstag.

...gut der Zeitpunkt der Batterie ist nicht der Beste - aber bei der Batterie ist das fast immer unpassend...

Batterien gehen halt gerne in der Kälte oder bei Hitze kaputt, meist, wenn nachgefüllt werden muss und das keiner macht und dann spätestens wenn es kalt wird...

Wenn man ein älteres Auto kauft und noch länger fahren will sollte man halt die Flüssigkeiten noch tauschen: Getriebe- und Servolenkungsöl, Brems- und Kühlflüssigkeit und Benzin- und Luftfilter.

Das das im Rahmen des Services vielleicht auch tatsächlich gemacht wurde, muss man halt prüfen.

Das das Call-Center nichts von den Händlern weis kann ich denen nicht verübeln. In den Tiefen meines Navis habe ich - natürlich nicht unter POI - tatsächlich die Möglichkeit gefunden Toyota-Betriebe als Ziel auszuwählen. Dort wird Levy in Köln und Umgebung noch als Yvel geführt. Scheinbar nicht besonders aktuell...

Allerdings hätte ich erwartet, dass die Pannenhelfer (oder deren Auftraggeber) kurz bei dem Betrieb anläuten und das einzuschleppende Fahrzeug ankündigen. Hätte einige Extra-Kilometer erspart.

Bei Ford gibt es übrigens nur zwei Tage Mietwagen. Allerdings zählen nur Mo-Fr. Haben wir nach einem Federbruch am Freitag Nachmittag mal voll ausgenutzt

Aus Yvel wurde Levy...steckt da tatsächlich ein anderer Name hinter, oder haben die den alten Namen einfach nur rückwärts geschrieben?!

Timo

Ja Eurocare liest sich in der Broschüre erstmal gut, kann im Detail aber "interessant" sein.

Ich habe da auch genug erlebt.
Das war allerdings in der ungarischen Pampa. Da merkt man schnell wie einfach man es sich teilweise macht. Und das manches gut klingende Wort in der Realität nicht so sorglos ist wie es klingt.

@Timico

Im Oktober 1986 wurde die Firma Toyota Autohaus Yvel GmbH & Co. KG gegründet und war bis 2005 am Hönninger Weg in Köln-Zollstock beheimatet. Um die Firmenzweige Suzuki und Toyota klar zu differenzieren, wurde der Familienname Levy in umgekehrter Buchstabenfolge zum neuen Firmenname Yvel.- www.autolevy.de/ueber-autolevy/


@Blackmen

Bei der Probefahrt vor vier Wochen erschien sie nicht mehr frisch, aber unauffällig. Ich hatte selbstverständlich ein Multimeter dabei und mit 2 Minuten voller Beleuchtung und Heckscheibenheizung ohne READY getestet.

Die Realität hat in diesem Fall wahrscheinlich so ausgesehen: Das Auto stand ein halbes Jahr ungenutzt auf dem Hof des Händlers. Die 12 V-Batterie war mehrfach tiefentladen. Statt sie zu erneuern, wurde sie vor Probefahrt und Übergabe mit dem kräftigen Werkstatt-Ladegerät zweimal aufgepäppelt in der Hoffnung, dass sie beim Kunden die 6 Monate Gewährleistungsfrist übersteht. Hat sie aber nicht.

Als Händler hätte ich das wahrscheinlich nicht anders gemacht, denn eine neue bezahlen schmälert meinen Umsatz und das kann ich ja später immer noch, falls der Kunde liegen bleibt. So sind leider die Gepflogenheiten, santosha deutete es bereits an.


Grüße, Egon

Mann, was für ne Story!

Aber echt nett von dir, dass du den Auris farblich passend zum Abschlepper gekauft hast!