Ich finde die Diskussion an sich interessant, aber ihr Verlauf lässt sie scheitern. Wenn ich über Problem A diskutiere, dann kann ich als Argument nicht ernsthaft vorbringen, das thematisch verwandte Problem B sei schliesslich auch vorhanden. Das mag ja richtig sein, würgt aber jede Diskussion ab.
In diesem Fall ging es zunächst um Hybrid-Diesel, dann nur noch um Diesel. Sogleich wurde argumentiert, die Ölheizungen von Häusern seien ja noch viel schädlicher und selbst wenn man sich ökologisch korrekt verhalte, würde sich das nicht amortisieren. Zum Schluß sind wir sogar beim Fleischkonsum gelandet. Das ist wohl alles mehr oder minder richtig, aber es geht immer nur eins nach dem anderen. Wir werden hier die Weltenergie- und Umweltproblematik nicht lösen, und wenn in jeder Diskussion der Gesamtkomplex in ganzer Breite abgehandelt werden soll, kann man es gleich bleiben lassen.
Viele der Punkte, die Lowang geäußert hat, sind hier sicher unpopulär, aber keineswegs völlig aus der Luft gegriffen. Zu einigen möchte ich mich äußern, könnte ein bisschen länger werden:
Diesel (PKW, nicht Heizungen etc.)
Dieselmotoren in PKWs halte ich grundsätzlich für einen Irrweg. Nicht aus ideologischen Gründen, sondern weil sie nach derzeitigem Stand der Technik mit akzeptablem Aufwand nicht sauber zu bekommen sind. Die geschlossenen Rußfilter-Systeme produzieren gefährliche Fein
ststäube, müssen regelmäßig freigebrannt werden und erhöhen den Verbrauch deutlich.
Fahrzeuge anzubieten, deren Abgasreinigungssysteme spezielle Fahrzyklen verlangen, um nicht zu verstopfen, halte ich selbst ohne Berücksichtigung der Umweltaspekte für Konsumentenverarsche. Daran ändert auch die industriefreundliche Rechtsprechung nichts, die das als "Stand der Technik" definiert.
Rückt man - was unvermeidbar ist - zukünftig auch noch den Stickoxiden auf den Leib, wird es technisch äußerst aufwändig: Erhebliche Mengen Harnstoff-Additiv und doppelte katalytische Aufbereitung, um die Auswirkungen des Ammoniak-Schlupf (stinkt wie Hölle!) zu unterbinden. Und was dann rauskommt, ist immer noch nicht wirklich sauber.
Nicht, dass Benzinmotoren Blümchenduft verströmen - aber wenn man schon die Wahl hat zwischen einem Schluck E605-Lösung und einem Schluck Brackwasser, dann ist Brackwasser einfach die klügere Entscheidung. Das gibt nämlich schlimmstenfalls Dünnpfiff.
Audi A2 3L / Lupo 3L
Hier im Forum habe ich mich schon mehrfach positiv über dieses beiden Autos geäußert. Die kann man natürlich nicht ernsthaft mit einem Prius vergleichen, aber das Grundkonzept war keine blöde Idee, die Fahrleistungen ausreichend und der Verbrauch schlicht Klasse. Der Lupo 3L konsumierte - selbst wenn ich ihn durch die Gegend geprügelt habe - nicht über 4 Liter, und eine 2 vor dem Komma war mit etwas Mühe drin. Mein A2 hatte den 1.4-Liter TDI, der lag dann schon deutlich drüber, aber auch nicht schlecht. Die Emissionen waren zwar in beiden Fällen nicht akzeptabel, aber der Rest hat grundsätzlich gepasst, finde ich.
Dem Marketing des VW-Konzerns war leider jederzeit anzumerken, dass kein echtes Interesse bestand, diese Dinger auch wirklich zu verkaufen. Darin waren die Jungs sogar so erfolgreich, dass VW schliesslich beide mit der Begründung, es wolle sie ja eh keiner haben, vom Markt nehmen konnte.
Ein weiteres Problem war die Tatsache, dass beide eine gewisse Leidensfähigkeit von ihren Besitzern verlangten. Insbesondere der Gangsteller des automatisierten Schaltgetriebes erforderte von Zeit zu Zeit liebevolle Zuneigung und sorgfältige Justage durch die Werkstatt, was leider nicht jede gut konnte.
Zuverlässigkeit:
Ich fahre zwischen 40 und 50.000 km im Jahr und habe sehr, sehr lange unter den Produkten eines Wolfsburger Konzerns gelitten. Ich hatte unter anderem zwei Polos (Benziner) und jede Menge Diesel: Bora, A2, A6, Octavia und als mehrwöchigen Ersatzwagen einen Lupo 3L. Alle diese Fahrzeuge hatten eine geradezu unheimliche Sehnsucht nach ihrer Vertragswerkstatt. Für den Zuverlässigkeitsgrad habe ich später sogar eine persönliche Maßeinheit verwendet:
Ausgetauschte Steuergeräte pro 10.000 Kilometer. Es war furchtbar.
Die zahllosen Elektronikwürmer in A2 und A6 waren bis zum Schluß nicht abzustellen - sehr schade, denn beide Autos waren auf ihre Weise (sind ja völlig verschieden) sonst eigentlich überzeugend. Die Werkstätten haben gar nicht wirklich nach Fehlern gesucht, sondern einfach Steuergeräte ausgewechselt, was mir ziemlich planlos vorgekommen ist - aber das müssen die eigentlich besser wissen. Schon mal im Regen bei offenen Fenstern gefahren, weil auch das dritte Steuergerät immer wieder aus unerklärlichen Gründen "Überhitzung der Fensterheber" meldete? Immer wieder von innen beschlagene Scheinwerfer, wenige Wochen nach Austausch schon wieder. Immer wieder Nässe im Innenraum, Wassereintritt nicht zu finden. Und so weiter.
Aber das ist noch garnix: Der A2 starb mit 38.000 Kilometern in einer riesigen Qualmwolke, nachdem sein Turbo sich bei beschaulicher Landstraßenfahrt der Schaufeln entledigt hatte (das ist gar nicht gut für den Motor). Die Diesel-Einspritzpumpe des Bora verreckte bei 64.000 km, das hat mich sehr viele Euro gekostet (ich meine, 1.600 waren es, bin aber nicht mehr sicher, zu lange her). Der zuverlässigste meiner Autos aus diesem Konzern war noch der Skoda, aber auch der hatte genug Macken (von Anfang an schiefstehendes Lenkrad, immer wieder abstürzendes Radio, ausfallende Rückfahrtsensoren, ausfallendes ABS/ESP wegen eines schwer zu lokalisierenden Kontaktproblems am Pluspol der Batterie usw.). Wenigstens bin ich mit der Kiste nie liegen geblieben, von daher ist die mir noch in vergleichsweise positiver Erinnerung.
Seit ich Honda, Mazda, Lexus und Toyota fahre, habe ich auf wundersame Weise meine Ruhe. Keine Ahnung, was die anders machen, aber irgendwas muss es sein. Die Kisten fahren einfach, und gut ist. Es muss natürlich nicht jeder dieselben Erfahrungen machen und ich bin wahrlich kein Freund von pauschalen Aussagen oder gar Produktbashing. Da aber meine beiden bayerischen 5er auch nicht gerade ein Ausbund an Zuverlässigkeit waren, ist die Konsequenz
für mich eindeutig. Mein Prius bestätigt das gerade - bei diesem Kilometerstand waren seine deutschen Vorgänger alle schon mindestens zum fünften mal außerplanmäßig in der Werkstatt.
"Ich finde den Prius jetzt nicht sooo sparsam" (Lowang)
Ich schon, und das kann ich auch begründen. Als langjähriger Diesel-Pilot hatte ich damals größte Bedenken, ob ich mir mit dem Umstieg auf einen Elektro-Benzin-Hybriden nicht verbrauchstechnisch selbst ein Bein stelle, insbesondere auf Langstrecke / Autobahn. Nach zwei Jahren und über 95.000 km im Prius II weiß ich es besser.
Mein Schnitt über die Gesamtdistanz liegt bei 4.35 Liter/100 km (darin sind fast 80.000 Autobahn-Kilometer enthalten, zwei Winter und zweieinhalb Sommer, und - aber das nur am Rande - im letzten Winter sogar 20 mal durch Neckargemünd nach Hirschhorn)
. Meine Diesel haben trotz Handschaltung auf denselben Strecken und bei identischer Fahrweise mindestens einen Liter mehr konsumiert.
Mit dem Prius II sind im Hochsommer - wenn man das will - Autobahnverbräuche unter 4 Liter/100 km und Reichweiten von 1.200 Kilometer ohne Nachtanken drin. Das finde ich schon ziemlich beeindruckend.
Zeig mir mal irgendein anderes Auto, das man kaufen kann und mit dem das geht. Es gibt keins! Schon gar keins, das von Größe, Nutzwert und Zuverlässigkeit mit dem Prius vergleichbar ist. Kein Diesel, kein Benziner, und schon gar kein Automatik-Benziner. Und der P III wird das noch besser können.
Diesel-Hybrid / "Warum soll ein Diesel-Hybrid schlecht sein?" (Lowang)
Dazu gibt es eine Menge zu sagen, aber das würde den Rahmen hier endgültig sprengen. Die wesentlichsten Punkte hat der SPIEGEL in diesem absolut lesenswerten Beitrag zusammengefasst, dessen Lektüre ich ausdrücklich empfehle:
Peugeot plante ein Sparmobil mit Diesel-Hybrid-Antrieb – doch der erwies sich als zu kostspielig und zu komplex. Heraus kommt nun ein Pseudo-Geländewagen.
Grüße, Egon<br><br>Posting geändert von: Egon, am: 20/07/2009 23:34