Priusfreunde.de

Der letzte Satz ist schlichtweg falsch. Es geht nicht um die Unfallfolgen sondern darum das der Unfall auch passiert wäre bei Einhaltung der Richtgeschwindigkeit. Wenn ich also 160km/h fahre und mir knallt einer hinten drauf wäre der Unfall so oder so nicht zu vermeiden gewesen. Bitte komm jetzt nicht mit: das passiert praktisch niemals, mir ist es passiert.

Unfälle, wo sich zwei treffen, wo beide deutlich jenseits der Richtgeschwindigkeit unterwegs sind, können naturgemäß nicht unter derselben Betrachtung abgehandelt werden.

Aber dann, wenn jemand mit deutlich über Richtgeschwindigkeit mit jemand bei oder unter Richtgeschwindigkeit kollidiert, hat der Schnellere praktisch immer ein Mithaftungsproblem, weil die angesprochene Beweisführung mit nicht schlimmeren Unfallfolgen als bei Richtgeschwindigkeit in der Regel nicht geführt werden kann.

Und es geht sehr wohl nicht nur um die Frage, ob der Unfall ebenso passiert wäre, sondern auch um die Schwere.

siehe de.wikipedia.org/wiki/Richtgeschwindigkeit
"Wird ein Kraftfahrer, der die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h überschritten hat, ohne eigenes Verschulden in einen Unfall verwickelt, so haftet er anteilig für den Unfallschaden, es sei denn, er weist nach, dass es auch bei einer Geschwindigkeit von 130 km/h zu dem Unfall mit vergleichbar schweren Folgen gekommen wäre."

Realistischer Weise muss man einräumen, dass diese Mithaftung kaum unter 160kmh ausgesprochen wird. Bei meinem Nachbarn vor 20 Jahren war es laut seiner Aussage 180kmh, die "sein" Richter als Grund für 20% Teilschuld ansah. Diese Grenze könnte sich aber abhängig von der vorliegenden Verkehrsdichte durchaus noch nach unten bewegen bzw. der Prozentsatz könnte auch variieren.

eppf

In Wikipedia darf Jeder jeden Schwachsinn schreiben. Die Entscheidungen der Gerichte fallen unterschiedlich aus, der Richter ist ja unabhängig und frei in seiner Entscheidung.
www.iww.de/va/archiv/haftungsverteilung-...schwindigkeit-f43318
Ein paar Urteile, Details sind jeweils abrufbar: www.kostenlose-urteile.de/topten.richtgeschwindigkeit.htm
Auch die 20% Gefährdungshaftung sind keineswegs festgelegt wie man an einem der Urteile ersehen kann.

Unsere innovativen Autohersteller können bestimmt einen intelligenten Tacho bauen:

Miep.
Sie fahren jetzt 150 km/h. 10% der Richter haben sich gegen eine Mithaftung ausgesprochen. 50% der Richter sprachen sich für eine Mithaftung von 10% aus. 40% der Richter sprachen sich für eine Mithaftung von 20% aus.
Ende der Durchsage.
Miep.

Priuskater schrieb:
In Wikipedia darf Jeder jeden Schwachsinn schreiben. Naja, der entscheidende zitierte Satz ist jedenfalls kein Schwachsinn. Siehe z.B. auch hier unter "der Leitsatz"
www.kostenlose-urteile.de/BGH_VI-ZR-6291...erufen.news13779.htm

Wird ein Kraftfahrer, der die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h überschritten hat, in einen Unfall verwickelt, so kann er sich, wenn er auf Ersatz des Unfallschadens in Anspruch genommen wird, nicht auf die Unabwendbarkeit des Unfalls i.S. von § 7 Abs. 2 StVG berufen, es sei denn, er weist nach, daß es auch bei einer Geschwindigkeit von 130 km/h zu dem Unfall mit vergleichbar schweren Folgen gekommen wäre.

Der BGH hat es genauso begründet, wie bei Wikipedia geschrieben. Der Satz bei wikipedia
"wer schneller als 130 km/h fährt, vergrößert in haftungsrelevanter Weise die Gefahr, daß sich ein anderer Verkehrsteilnehmer auf diese Fahrweise nicht einstellt, insbesondere die Geschwindigkeit unterschätzt."
ist vollkommen richtig zitiert. Ich verstehe nicht, wo hier der "Schwachsinn" liegen soll.

Sicher kenne ich auch anderslautende Urteile, z.B. wenn das Gericht zu dem Schluss kam, dass die Geschwindigkeit des Schnellfahrers nicht falsch eingeschätzt wurde, sondern er komplett übersehen wurde. Da hängt es natürlich auch davon ab, wie intelligent oder dämlich sich der Unfallgegner bzw. dessen Anwalt in seiner Wortwahl anstellt.

Auch die 20% Gefährdungshaftung sind keineswegs festgelegt wie man an einem der Urteile ersehen kann.Natürlich ist das nicht festgelegt, das ist immer eine Einzelfallentscheidung. Aber es kann und darf sich kein Schnellfahrer darüber beschweren, wenn ein Richter eine Mithaftung verhängt, selbst wenn sich der Unfallgegner noch so dämlich anstellte, dessen Anwalt aber die richtigen Worte fand.

Sicher aus dem Schneider bezüglich einer Mithaftung auf Grund Gefahrenerhöhung ist man nur dann, wenn man sich an die Richtgeschwindigkeit hält.

Darüber hinaus gilt der bekannte Spruch "Auf hoher See und vor Gericht..." und ab 160kmh aufwärts ist die Wahrscheinlichkeit höher, eine Mithaftung abzubekommen als ungeschoren rauszukommen.

eppf

Da könnt ihr jammern wie ihr wollt, wer schnell fährt ist praktisch immer mit in der Haftung - und das ist auch gut so.

Wenn es nach mir ginge, dann hätte die linke Spur noch Vorfahrt und alle "Eiligen" würden vorsichtig fahren wie sonst was

eppf schrieb:
...und ab 160kmh aufwärts ist die Wahrscheinlichkeit höher, eine Mithaftung abzubekommen als ungeschoren rauszukommen.
eppf

Dumme Frage - das deckt die Haftpflicht ab? Aber wo ist dann die abschreckende erzieherische Wirkung?

Normalerweise zahlt die Haftpflichtversicherung immer.
Schließlich müssen Schäden an Dritte bezahlt werden.
Oder Schadensersatz­forderungen von Dritte.
Gibt auch ein Begriff für das Thema.

Die erzieherische Wirkung hast du bei der Kasko oder Regressansprüche der Versicherung.

Es gibt Versicherung die bei grober Fahrlässigkeit sich Gelder wiederholen,
Leistung der Kasko streichen oder nicht zahlen. Aber nicht bei der Haftpflichtversicherung.

Fahren über 130 kann denn ggf. als grob fahrlässig gelten. Und dann wird ggf. gekürzt.

So habe ich das Verstanden.

Zitat:

Tempolimit: Andreas Scheuer kritisiert "Durchlavieren" des ADAC

Dass der Automobilclub nicht mehr grundsätzlich gegen ein Tempolimit ist, verärgert den Bundesverkehrsminister. Der ADAC könne nicht neutral bleiben, so Andreas Scheuer.
www.zeit.de/mobilitaet/2020-01/tempolimi...autobahn-deutschland

Gruß Ulli

Nein, fahren über 130 Richtgeschwindigkeit ist nicht grob fahrlässig und es stellt auch im juristischen Sinne keine irgendwie strafbare Handlung dar (mal angenommen es kommen nicht andere Handlungen hinzu die ggf. strafbar wären) es wird lediglich eine erhöhte Gefahr durch das hohe Tempo angenommen und somit hat die Rechtsprechung zivilrechtliche Bedeutung wenn es um die Schadensregulierung geht.

Beispiel: jemand fährt mit 130 auf der linken Spur, irgendwer passt nicht auf, schert aus und es knallt. Der mit 130 Fahrende bekommt seinen Schaden zu 100% ersetzt, derjenige der nicht aufgepasst hat bekommt nichts.

Das gleiche Szenario mit 180: der so schnell Fahrende bekommt seinen Schaden zu 80% ersetzt, er muß zivilrechtlich eine Mithaftung aus höherer Gefährdung tragen, möglicherweise bekommt auch der Unfallverursacher einen kleinen Teil seines Schadens (zB 20%) ersetzt.

Das gleiche Szenario mit +200: es werden wohl höhere Abschläge am eigenen Schaden und höhere Beträge beim Schaden des Unfallverursachers gelten, das kann schon mal 50% ausmachen. Ist aber immer abhängig von der Meinung des Richters.

Das gleiche Szenario mit +300: es kann durchaus sein das hier die Schuldfrage anders ausfällt und der plötzlich Ausscherende nur noch eine geringe oder gar keine Schuld mehr erhält.

Die jeweilige Haftpflichtversicherung zahlt immer, bei zusätzlichen Delikten wie zB Fahren unter Alkoholeinfluss oder Drogen zahlt die Haftpflichtversicherung zunächst (das Opfer soll ja nicht auf dem Schaden sitzen bleiben) und holt sich die Summe beim Versicherten zurück. Sonst wäre mir ein solches Verhalten der Haftpflichtversicherungen aber nicht bekannt.

Kasko kann anders aussehen, kommt auf die Vertragsbedingungen an. Ich hab selbst grob fahrlässig mit eingeschlossen, lediglich bei Alkoholfahrt oder unter Drogen wäre ich ohne Kaskoschutz.

Das alleinige Schnellfahren ohne zusätzliche Fehlhandlungen stellt keine strafrechtlich relevante Handlung dar, hier grob fahrlässig konstruieren zu wollen dürfte schwerfallen. Es gibt eben absolut keine Geschwindigkeitsbegrenzung in Deutschland, nicht bei 200, 300 und auch nicht bei 400 km/h, als die Gesetze erlassen wurden waren Fahrzeuge die 200 schafften eine Ausnahmeerscheinung, der legendäre Flügeltürer Benz schaffte es wohl. Heute sind über 250 nicht ungewöhnlich, 300 und mehr wird auch von einigen Fahrzeugen erreicht, selbst Motorräder können so schnell sein. Daher rühren ja auch ernsthafte Meinungen für ein Tempolimit 200 generell um wenigstens die Spitzen abzumildern.
www.spiegel.de/auto/aktuell/tempolimit-j...t-120-a-1244542.html

Es geht also wirklich nur um die allgemeine Gefährdungshaftung, so wie du als Autofahrer immer mit dabei bist wenn es um Kollisionen mit Radfahrern oder Fußgänger geht. Ein zweischneidiges Schwert, man sieht’s an den Radfahrern, bei einfach gestrickten Leuten kommt nämlich an: der Autofahrer ist eh immer Schuld, da brauch ich nicht aufpassen.

Andreas Scheuer beschwert sich also, dass der ADAC sich durchlaviert. Genau mein Humor, danke

Die Diskussion hat schon was komödiantisches für mich.
Wieviele sind gegen ein Tempolimit?
Gefühlt 99%.
Aber warum zum Teufel habe ich die absolute Höchtgeschwindigkeit meines cee´d GT trotz kilometerlanger freigegebner dreispuriger Autobahn noch nicht annähernd testen können?

Weil kaum wer tatsächlich schneller fährt.
Okay, vielleicht mal einzelne die damit Andere in Gefahr bringen weil sie sich im Recht sehen. Aber die Masse?
Dennoch dreht sich die Erde rückwärts sollte ein Limit kommen.

TF104 schrieb:
Aber warum zum Teufel habe ich die absolute Höchtgeschwindigkeit meines cee´d GT trotz kilometerlanger freigegebner dreispuriger Autobahn noch nicht annähernd testen können?Ich könnte dir diverse Autobahnabschnitte im südlichen Teil von D aufzählen, wo das problemlos möglich wäre und wo man auch mit einer gewissen Regelmäßigkeit von anderen Fahrzeugen überflogen wird, nicht selten mit einer Geschwindigkeit, die dein GT gar nicht schafft.

Wenn man selbst 130kmh fährt und der Überholende hat nach 10s 6 bis 7 Begrenzungspfosten Vorsprung, dann kannst du dir leicht ausrechnen, welche Speed dahintersteckt.

eppf

Ja und? Ich lebe hier und auch hier bleibt bei einem Limit das Leben stehen.
Wegen der paar tatsächlich freien Kilometer irgendwo im Süden so ein Geschiss?
Warum dann nicht ein generelles Tempolimit und für solch Strecken wo es geht eine Ausnahme. Also nach oben quasi?

Und auch bei mir sind es zum Einkaufen mal gute 10km, bei weiteren Touren sogar knapp 20km unlimitierte AB. Dennoch fahren die Leute selten schneller als 150. Da bin ich sogar mit dem Hybrid mit abgeregelten 180 der Schnellste. Die weiteren Touren fahre ich i.d.R. mit dem Hybrid. Der braucht bei zügiger Fahrweise (Tacho 140) keine 9L. Den GT bekommt man im Alltag nicht drunter.

Achso, wenn Baustellen sind 120, 100, 80, 60 wegen kurzer Ab.- u. Auffahrten) da tritt man dann drauf...


Ich gebe ja zu, das ich in jungen Jahren auch mal 1300km in 13h runtergerissen habe. Aber wozu?
Heute fahre ich gemütlich mit 80-100 im Gespann und komme erholter an als damals. Auch für die Arbeit. Klar kann mir der Sprit (bezahlt der Chef) und das Auto (ist eh ein Mietwagen) egal sein. Aber ich bin es mir nicht. Natürlich retet ich auf völlig freien Abschnitten auch mal gern drauf. Aber Sinn macht es nicht. Und arbeitstechnisch eh nicht. Reisezeit ist Arbeitszeit.

TF104 schrieb:
Aber warum zum Teufel habe ich die absolute Höchtgeschwindigkeit meines cee´d GT trotz kilometerlanger freigegebner dreispuriger Autobahn noch nicht annähernd testen können?
Ich wäre froh, wenn ich morgens auf der A5 mal die zur Diskussion stehenden 130 km/h fahren könnte, meist ist jedoch verkehrsbedingt bei 90-120 km/h Schluss...

Wenn jetzt ein Limit dazu führen würde, dass auf der linken Spur (rechts ist Lkw an Lkw) konstant diese 130 km/h gefahren werden könnten, wäre ich sogar schneller unterwegs als ohne Limit