Toyota Prius und Honda Civic IMA
Service Technik und Umwelt, Leonardo vom 16. Februar 2004
Technik
"Hybrid; lateinisch, von zweierlei Herkunft" ist die Kraft der beiden Testwagen. Ein Benzinmotor und ein Elektromotor treiben sie an. 83 Benzin- und 9 Elektro-PS sind es beim Civic IMA. 78 Benzin- und 68 Elektro-PS leisten die Toyota-Triebwerke maximal. Drückt man beim Prius II einen kleinen Knopf im Cockpit, kann der Toyota auch nur mit dem Elektromotor gefahren werden. Auf leisen Gummisohlen kann der Prius-Fahrer morgens zur Arbeit schleichen, ohne seine Nachbarn zu wecken. Der Elektromotor schafft es sogar, das 1300 Kilogramm schwere Auto einen Berg hinauf zu ziehen. Das kann der Civic IMA nicht. IMA steht für integrierter Motorassistent und beschreibt den eigentlichen Job des E-Motors - er assistiert. Die Technik ist so ausgelegt, dass der Elektromotor sich zuschaltet, wenn Leistung abgerufen wird.
Fahreindrücke
Der Civic beschleunigt ruhiger und gleichmäßiger als der Prius, ihm fehlt es aber in den oberen Drehzahlbereichen an Kraft. Wer Honda fährt, muss viel schalten. Der Toyota - übrigens nur mit Automatik zu haben - beschleunigt kräftiger. Beide Fahrzeuge sind übrigens extrem leise. Wann der Elektromotor sich zuschaltet, merken ihre Fahrer meist nicht. Sie können es nur an den Anzeigen im Armaturenbrett erkennen.
Verbrauch
"Hybrid, griechisch: "Überheblich, vermessen" klingt es, wenn Toyota einen Verbrauch von 4,3 Litern Super auf 100 km, Honda von 4,9 Litern verspricht. Normverbräuche sind jedoch im Alltag kaum zu erreichen. Der Toyota Prius II verbrauchte im Leonardo-Praxistest rund 5,6 Liter, der Honda Civic IMA 6,1 Liter auf 100 Kilometer. Das ist immer noch wenig. Mittelklasse-Benziner schlürfen rund 2,5 bis 3 Liter mehr als ein Prius. Der Toyota gewinnt selbst den Verbrauchs-Vergleich mit modernen Dieseln, aber nur knapp. Die Kombination Benzin- und Elektromotor wählten Honda und Toyota, weil auf den wichtigen Märkten Japan und USA Dieselautos unpopulär sind.
Abgase
Der Toyota Prius II zählt zu den saubersten Autos auf dem deutschen Markt. Allerdings: Ein Auto wie der VW Golf FSi mit einem modernen, direkt einspritzenden Benzinmotor zieht zumindest beim Kohlenmonoxid und bei den Stickoxiden mit dem Toyota gleich. Beide sind hier sauberer als der Civic IMA, der im Vergleich zum Golf nur Vorteile beim Kohlendioxid bietet. Beide Hybridautos sind auch abgasärmer als vergleichbare Diesel mit Rußpartikelfilter. Nur beim Kohlenmonoxid schneidet ein Peugeot 307 HDI FAP besser ab. Die Diesel haben den Nachteil, dass sie relativ viel Stickoxide freisetzen.
Strom
Hybrid-Autos der neuen Generation müssen nicht wie reine Elektrofahrzeuge über Nacht an die Steckdose. Sie erzeugen ihren Strom selbst, vor allem beim Bremsen und Rollen. Der Elektromotor wird also im Schiebebetrieb als Generator geschaltet und ein Teil der Energie steht später wieder zur Verfügung.
Kosten
Der Honda Civic IMA ist mit 21.900 Euro rund 1.500 Euro teurer ist als sein Benzin-Bruder. Der Toyota Prius kostet mindestens 23.900 Euro - ist allerdings vor allem in Sachen Sicherheit (ESP, Airbags) besser ausgestattet. Preislich liegt der Prius in der Mittelklasse im Mittelfeld. Kostendeckend verkauft Toyota den Hybrid aber sicher nicht. Das Ziel ist, die Technologie hoffähig zu machen.
Laut "Auto, Motor und Sport" sind die beide Testmodelle im Unterhalt recht günstig. Bei einer Fahrleistung von 15.000 Kilometern kosten sie zwischen 202 und 211 Euro. Noch kann aber niemand sagen, wie viel sie in ihrem Autoleben an Wert verlieren werden.
Zuverlässigkeit und Kofferraum
Beide Hersteller geben auf das Hybrid-System acht Jahre oder 160.000 Kilometer Garantie. Die Batterie wiegt beim Civic IMA 26 Kilo und liegt zwischen Kofferraum und hinterer Sitzbank. Der Prius-Stromspeicher ist 9 Kilo schwerer, aber zweckmäßiger unter dem Kofferraumboden angebracht. Prius-Fahrer können die Lehnen der Rücksitze umlegen. Eine ebener Ladeboden und die große Hecklappe erlauben dann auch den Transport sperriger Gegenstände.
Fazit
Hybrid-Autos verbrauchen wenig, sind sauber und fahren sich problemlos. Sie sind aber auch relativ teuer und die Auswahl auf dem deutschen Markt beschränkt sich auf zwei Modelle. Dabei ist der Toyota Prius II die bessere Wahl, weil er durchdachter ist und konsequenter auf die neue Technologie setzt.
Redaktion: Martin Gent